Die Presse

„Status bekommt man verliehen“

Führung. „Wer den besseren Zugang zu Ressourcen hat, symbolisie­rt damit seinen Status“, sagt Verhaltens­biologe Gregor Fauma. Doch wer hohen Status haben will, muss liefern und leisten.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Der neuere Laptop, der teurere Anzug, das imposanter­e Auto. Den Parkplatz näher beim Eingang und das Büro weiter oben mit der besseren Aussicht. Während rund um das Gehalt das große Schweigen herrscht, tobt um Statussymb­ole in Unternehme­n nicht selten Krieg.

Denn, sagt der Verhaltens­biologe Gregor Fauma, „es geht immer um Ressourcen. Wer den besseren Zugang zu Ressourcen hat, symbolisie­rt damit seinen Status.“Dafür muss mit diesen Ressourcen mitunter auch verschwend­erisch umgegangen werden: Werden Geschäftsp­artner ins teure Restaurant eingeladen, muss es ein besonders teurer Wein sein.

Der Ressourcen­einsatz kann auch anders aussehen und sich in der Gehgeschwi­ndigkeit zeigen: Während der Portier durch das Haus schlendert, beschleuni­gen Teamleiter, werden aber von Abteilungs­leitern überholt, die wiederum von Bereichsle­itern überholte werden. Der Leiter der Rechtsabte­ilung sprintet förmlich. „Höherrangi­ge Männer gehen schneller als niederrang­ige“, sagt Fauma. Nur: Der Chef hat so hohen Status, dass er es sich wieder leisten kann, so langsam zu gehen wie der Portier.

„Wir können auf Status nicht verzichten“, sagt Fauma. Umgekehrt: „Wir bekommen ihn verliehen.“Und oft werde man auch nicht erst gefragt, ob man ihn überhaupt haben wolle.

Dieser Status kann in Reputation und Image unterschie­den werden, wobei die Reputation auf Kompetenze­n, Handlungen und Erfahrunge­n basiert, während das Image das Bild widerspieg­elt, wie die Person wahrgenomm­en wird.

Hoher Status ist auch in Bezug auf die sexuelle Selektion relevant: Frauen wie Männer bevorzugen Partner mit höherem Status. Das ist einer der Gründe, warum (früher) viele Männer zum Militär gingen: Es bot die Chance auf Rang und Einkommen. Und damit Status.

Wer hohen Status haben will, muss eine Gegenleist­ung an die Gruppe abliefern. „Man muss deli- vern“, sagt Fauma, um damit Leadership-Fähigkeite­n zu beweisen. Man muss etwa schneller reagieren können. Oder, wie es sich für Leader gehört, die besseren Visionen entwerfen und die Gruppe eher dafür begeistern können. Denn während nach der Definition von John P. Kotter, Professor für Führungsma­nagement in Harvard, Manager eher Verwalter sind, sind Leader in der Lage, Visionen zu entwickeln.

Nicht auf Lebenszeit

Diesen Leadern kommt daher auch die Aufgabe zu, die in der Gruppe notwendige Kooperatio­n koordinier­en zu dürfen. Weil sie von den Gruppenmit­gliedern als besonders glaubwürdi­g wahrgenomm­en werden. Allerdings ist das keine Freikarte: „Leadership wird von der Gruppe anerkannt“, sagt Fauma, „aber nicht auf Lebenszeit.“Es bedarf laufender Gegenleist­ungen.

Besonders die nachrücken­de Generation ticke und handle aber anders. Sie prüfe sehr genau, ob und wer Leadership-Aufgaben wahrnehme. Und sie kümmere sich nicht um Status. Erscheine einem jungen Mitarbeite­r dieser Generation sein Anliegen als wichtig, wolle er gleich einen Termin beim Vorstand, anstatt sich lang mit dem Dienstweg herumzusch­lagen. Die Jungen gingen eben andere Wege, sagt Fauma. Das hänge auch mit ihrer Erziehung zusammen, schließlic­h wurde ihnen oft genug gesagt: Du kannst alles erreichen. Allerdings, lautet seine Vermutung, werden auch sie früher oder später vom Status – und von den Statussymb­olen – eingeholt werden.

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[ Marin Goleminov ] Zeigt her eure Schuhe: Wer den besseren Zugang zu Ressourcen hat, symbolisie­rt damit seinen Status.

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