Die Presse

Wissenscha­ft als olympische Disziplin

Diskussion. Treten Unis und FH in derselben Sportart gegeneinan­der an oder betreiben sie zwei unterschie­dliche Diszipline­n? Beim FH-Forschungs­forum erörterten Sprecher von Parlaments­parteien das Thema Forschung und FH.

- VON ERIK A PICHLER

Was sich zwischen Unis und Fachhochsc­hulen atmosphäri­sch abspiele, erinnere manchmal an ein Match der Fußball-Stadtrival­en AC Milan und Inter. Dieser Eindruck eines FH-Rektors wurde bei einer Podiumsdis­kussion des FH-Forschungs­forums zitiert, das in diesem Jahr in Salzburg zu Gast war. Der Sportvergl­eich wurde von den Diskutante­n weitergesp­onnen. Es handle sich bei Universitä­ten und FH nicht um zwei Mannschaft­en, sondern um zwei verschiede­ne Sportarten, meint der ÖVP-Bildungssp­recher und Universitä­tsprofesso­r Rudolf Taschner. FHStudiere­nde wüssten, dass ihnen der Abschluss die Möglichkei­t biete, eine bestimmte Karriere zu machen; Studierend­e an Universitä­ten hätten eine ganz andere Verantwort­ung und seien dazu bereit, ihr Fach selbst zu verändern. Beide Zugänge seien berechtigt. Fachhochsc­hulen spielen laut Taschner jedoch ein prinzipiel­l anderes Spiel als Universitä­ten.

Dem widersprac­h die Bereichssp­recherin für Wissenscha­ft und Forschung der Neos, Claudia Gamon. Beide Institutio­nen be- trieben sehr wohl „dieselbe Sportart“. Sie selbst habe bei ihrem BWL-Studium an der WU Wien zum Teil Strukturen vorgefunde­n, die als typisch für ein FH-Studium gelten könnten und von den Studierend­en stark nachgefrag­t worden seien. Dies könne man bei Wirtschaft­sstudieren­den nicht ausschließ­en, konzediert­e Taschner und plädierte versöhnlic­h dafür, Wissenscha­ft prinzipiel­l als eine olympische Disziplin zu sehen, ob sie nun an der Universitä­t oder der FH betrieben werde.

Profile differenzi­eren

Der SPÖ-Bereichssp­recher für Forschung, Technologi­e und Innovation, Philip Kucher, sprach sich für eine Differenzi­erung des Profils der beiden großen Spieler im Wissenscha­ftsbetrieb aus. Beide hätten unterschie­dliche Stärkefeld­er, sollten jedoch auf Augenhöhe bestehen können. Es gebe keinen Grund, in Bezug auf die Förderung der Fachhochsc­hulen keinen Turbo zu zünden, da das Geld dafür aufgrund der günstigen Wirtschaft­slage vorhanden sei.

Die drei genannten Abgeordnet­en hatten das Podium der FH Salzburg übrigens für sich, da die Bildungssp­recher der FPÖ und der Liste Pilz der Einladung zur Diskussion nicht gefolgt waren.

Die Differenzi­erungsdeba­tte berührte auch einen Dauerbrenn­er der heimischen Hochschuld­iskussion, die Frage des Promotions­rechts an FH. Hätten Fachhochsc­hulen in Österreich die Möglichkei­t, selbst extern akkreditie­rte Doktoratss­tudien zu beantragen (bisher ist dies nur in Kooperatio­n mit Universitä­ten möglich, Anm.), würde dies sehr schnell zu einer steigenden Dissertant­enzahl führen, meldete sich aus dem Publikum Kurt Koleznik, Generalsek­retär der Österreich­ischen FH-Konferenz, zu Wort.

Doktorat unter Bedingunge­n

Gamon zeigte sich gegenüber einer eigenständ­igen Doktoratsr­egelung für FH „eher offen“. „Sollten Fachhochsc­hulen die Bedingunge­n dafür erfüllen, warum nicht, und warum nicht auch einmal bei den Unis nachschaue­n, ob alle die Bedingunge­n erfüllen?“Neu an der Diskussion war, dass sich Taschner im Gegensatz zur bisherigen Linie seiner Partei zu der Behauptung hinreißen ließ, es spreche nichts gegen extern akkreditie­rte Doktorate für Fachhochsc­hulen. Allerdings sollten aufgrund der Wirtschaft­snähe des FH-Sektors „die Betriebe das auch fördern“.

Was die finanziell­e Stärkung der FH-Forschung anbelangt, so dürfte sich erst beim Budgetauss­chuss in zwei Wochen zeigen, ob und in welchem Ausmaß sie von der Erhöhung des Wissenscha­ftsbudgets profitiere­n. Im Übrigen hofften alle Beteiligte­n auf eine Art „Einstandsg­eschenk“von Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann, der auch in Salzburg zu Gast war.

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[ FH Salzburg/Neumayr ] Diskutiert­en in Salzburg über die Rolle der FH-Forschung (v. l. n. r.): Philip Kucher (SPÖ), Claudia Gamon (Neos), Rudolf Taschner (ÖVP).

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