Was ich lese
Auf Empfehlung des wunderbaren Fritz Ostermayer lese ich gerade Bei den Bieresch von Klaus Hoffer (Droschl Verlag, Graz) – eine herrliche bizarre Österreich-Groteske, die von der mythenschwangeren Welt der Völker am Neusiedler See handelt.
Ein junger Mann gerät dabei, da es der Brauch so vorsieht, in das Dorf Zick, in der er für ein Jahr die Rolle seines soeben verstorbenen Onkels einnehmen muss. Dabei verstrickt er sich zusehends in den Verfilzungen von Regeln, Bräuchen und Ritualen der Bieresch, deren einzige Tätigkeit die Exegese ihrer eigenen Lebensweise ist.
Hoch philosophisch und gleichzeitig von einer existenziellen Komik ist es dabei, wie der sogenannte Protagonist Hans, der wie sein Onkel Briefträger sein muss, sich in Gesprächen mit den „Göds“immer tiefer in einer bizarren Verweisstruktur verfängt, in der banalste Ereignisse zu kosmischen Metaphern stilisiert werden.
Letztlich ist mir der Text nahe, da er mehr als alles andere von der Sprache selbst handelt – davon, dass sowohl Worte als auch Regeln ohne Auslegung nicht verwendbar sind, durch die dafür nötige Interpretation aber auf der anderen Seite opak und unverständlich werden.
Die Sinnsuche bleibt semantisch das, was den Sinn letztlich entstellt. Klaus Hoffers Debüt ist ein zu Unrecht häufig übersehener Schatz der österreichischen Literatur. Und: Auf den Gewinn des Rauriser Literaturpreises war ich zum ersten Mal wirklich stolz, als ich las, dass Hoffer ihn für dieses Buch 1975 ebenfalls erhalten hat.