Die Presse

Rechtsnati­onale und Konservati­ve gratuliere­n Orb´an

Die Freude über den klaren Wahlsieg von Fidesz war bei Visegr´ad-Partnern ungeteilt. In der EU mischte sich Kritik in die Reaktionen.

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Warschau/Berlin/Wien. Die Visegrad-´Regierunge­n sehen sich durch den Wahlerfolg von Viktor Orbans´ Fidesz in Ungarn gestärkt. Sowohl der polnische Ministerpr­äsident, Mateusz Morawiecki, als auch sein tschechisc­her Amtskolleg­e, Andrej Babis,ˇ hoffen nach dem klaren Sieg Orbans´ auf ein größeres Potenzial für das gemeinsame Auftreten gegenüber den restlichen EU-Ländern. Polens Vizeaußenm­inister, Konrad Szyman´ski, sprach sogar von einer „Emanzipati­onspolitik Osteuropas“.

Auch im rechtsnati­onalen Lager kam einhellige Zustimmung. Die französisc­he Rechtspopu­listin Marine Le Pen sieht die EU neuerlich abgestraft, ihr niederländ­ischer Kollege Geert Wilders sprach von einem „wohlverdie­nten Sieg“Orbans.´

Nicht gar so einhellig reagierten die Mitglieder der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), zu der der ungarische Fidesz zählt. In Deutschlan­d wies der Sprecher von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) auf Kontrovers­en mit Orban´ hin. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) will hingegen die Zusammenar­beit seiner Partei mit Fidesz verstärken und kritisiert­e den „Hochmut“und die „Bevormundu­ng“, die in der EU bisher gegenüber einzelnen Partnerlän­dern bestanden hätten.

„Wertetumor neutralisi­eren“

Kritik kam vom Luxemburge­r Außenminis­ter, Jean Asselborn. Er forderte die EU-Mitgliedst­aaten auf, sie müssten sich nun „schnell und unmissvers­tändlich auf der Basis des europäisch­en Vertragswe­rks“einbringen, „um diesen Wertetumor zu neutralisi­eren“. Überrasche­nd klar distanzier­te sich auch der Delegation­sleiter der ÖVP-Europaabge­ordneten, Othmar Karas, von Fidesz und dessen Wahlkampf. „Der Wahlerfolg rechtferti­gt diese Politik, die Sprache, den Antisemiti­smus, die Korruption und den Nationalis­mus nicht“, so Karas in einer Aussendung. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP), der bisher zwar etwas auf Distanz ging, aber auch mit nachbarsch­aftlicher Freundlich­keit auf Orban´ reagierte, gratuliert­e dem ungarische­n Ministerpr­äsidenten und wies darauf hin, dass er sich auf eine weitere Zusammenar­beit freue.

Der serbische Präsident, Aleksandar Vuciˇc,´ zeigte sich fast euphorisch: „Die Wähler in Ungarn haben erneut einen wahren Anführer gewählt.“(ag.)

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