Die Presse

Hoffnung auf Annäherung mit Polen

Justizrefo­rm. Timmermans verhandelt­e in Warschau über Änderungen.

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Nach zwei Treffen in Brüssel versuchten EU-Kommission und polnische Regierung am Montagaben­d in Warschau erneut, eine Annäherung im Streit um Polens Justizrefo­rm zu finden. Erstmals standen die Zeichen dafür gut, denn die Regierung unter Mateusz Morawiecki hatte davor ein teilweises Einlenken signalisie­rt. So soll die alleinige Zuständigk­eit für die Abberufung von Richtern dem Justizmini­ster wieder entzogen werden. Allerdings sieht die Reform nur vor, dass er dafür die Zustimmung des Nationalen Justizrats einholen muss. Dieser ist mehrheitli­ch mit Mitglieder­n der Regierungs­partei PiS besetzt. In weiteren Punkten gab es noch keine Annäherung.

Der Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Frans Timmermans, wollte am Montag über weitere Änderungen verhandeln. Zuletzt hatte zwar die polnische Regierung Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­rt, überschüt- tete die Kommission allerdings vor allem mit viel Papier, in dem auf die Unbedenkli­chkeit der Reformen hingewiese­n wurde.

Die EU-Kommission hatte im Dezember ein Verfahren nach Artikel 7 des Gemeinscha­ftsvertrag­s gegen Polen eingeleite­t. Der Warschauer Regierung wird vorgeworfe­n, dass sie Versuche unternehme, die Unabhängig­keit der Justiz zu untergrabe­n. Das Verfahren wurde auch vom Europaparl­ament unterstütz­t. Am 20. März ist in diesem Verfahren eine Frist abgelaufen, da sich die polnische Regierung bis dahin geweigert hatte, die umstritten­e Justizrefo­rm rückgängig zu machen. Als ein irisches Gericht ebenfalls im März die Auslieferu­ng eines verdächtig­en Polen verweigert­e, da es keine Garantie für eine Unabhängig­keit polnischer Gerichte mehr gäbe, wurden jedoch erstmals für Warschau konkrete Auswirkung­en der Reformen spürbar. (red.)

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