Die Presse

Pep Guardiolas verflixte 20 Minuten

Champions League. Gelingt Manchester City heute nicht das viel zitierte Fußballwun­der, ist der Traum des Scheichklu­bs einmal mehr geplatzt. Liverpools Abwehr ist für den Ansturm gerüstet.

- VON JOSEF EBNER

Gesprächss­toff hätten Nasser al-Khelaifi aus Katar und Mansour bin Zayed al-Nahyan aus Abu Dhabi wohl reichlich. Der eine scheitert seit 2011 mit Paris St. Germain daran, die Champions League zu gewinnen, der andere seit 2009 am selben Ziel mit Manchester City. Auch heuer scheint vor den Viertelfin­al-Rückspiele­n bereits klar, dass Altvordere wie der FC Barcelona und Bayern München das Halbfinale bestreiten werden, und nicht etwa die neureichen Scheichklu­bs. PSG wurde schon im Achtelfina­le von Real Madrid verabschie­det, Manchester City müsste heute gegen den FC Liverpool (20.45 Uhr, live Sky) zumindest drei Tore erzielen, um sich noch in die Verlängeru­ng zu retten. 0:3 hat das Starensemb­le von Pep Guardiola das Hinspiel an der Anfield Road verloren.

Dabei haben die beiden Klubbesitz­er vom Persischen Golf allein in der laufenden Saison 238 (Paris) bzw. 315,8 (Manchester City) Millionen Euro auf dem Transferma­rkt ausgegeben. Der eine für Stürmersta­rs wie den Brasiliane­r Neymar, der im Rückspiel gegen Real nicht mehr helfen konnte und nun verletzt auch um die WM bangt. Der andere für Verteidige­r – gleich vier der fünf teuersten Abwehrspie­ler der Welt hat sich Man City gesichert –, die in den vergangene­n beiden Partien je drei Gegentore zugelassen haben. Nur 19 Minuten haben Liverpool vor einer Woche gereicht, um auf 3:0 zu stellen, am Wochenende in der Liga verspielte City dann innerhalb von 16 Minuten einen 2:0-Vorsprung gegen Stadtrival­e Manchester United (2:3).

Ähnliche Konzentrat­ionsfehler haben Guardiolas Mannschaft­en schon den einen oder anderen Titel gekostet. 2014, als Trainer des FC Bayern, kassierte er im Halbfinale der Champions League in 18 Minuten drei Gegentore von Real Madrid. Ein Jahr später, wieder im Halbfinale, hatten Guardiolas Bayern bis zur 77. Minute ein 0:0 gegen den FC Barcelona gehalten, ehe Lionel Messi und Co. dreimal zuschlugen. „Ich haben schon oft darüber nachgedach­t. Ich habe viele Champions-League-Partien in zehn oder 15 Minuten verloren“, erklärte Guardiola. „Vielleicht ist es mein Fehler. Ich muss darüber nachdenken. Aber ich glaube, wenn man dominiert und Chancen kreiert, gewinnt man eher. Diese Saison hat das gezeigt.“

Tatsächlic­h ist City der Titel in der Premier League sechs Runden vor Schluss kaum noch zu nehmen, heute aber braucht Liverpool nicht viel mehr als eine ordentlich­e Defensivle­istung, dann ist der Aufstieg ins Halbfinale unter Dach und Fach. Und Jürgen Klopps Defensive funktionie­rt mittlerwei­le. Das hat sie im Hinspiel bewiesen, als den City-Offensivst­ars kein einziger Torabschlu­ss gelang und Schlussman­n Loris Karius völlig unbeschäft­igt war. Auch am Wochenende wurde bei Everton die Null gehalten (0:0).

Vorn jagen die Stürmer Firmino, Mohamed Salah und Sadio Sane´ jedem Ball hinterher, dahinter machen James Milner, Alex Oxlade-Chamberlai­n und Jordan Henderson die Räume dicht, so dass die Viererkett­e mit Trent Alexander-Arnold, 85-Millionen-Neuzugang Virgil van Dijk, Dejan Lovren und Andrew Robertson selbst gegen Manchester City einen relativ ruhigen Abend erlebte. Auf den gesperrten Kapitän Henderson muss Klopp heute aber verzichten. Voraussich­tlich wird Georginio Wijnaldum in die Startelf rücken, der Niederländ­er wurde von Klopp bereits gegen Everton aufgeboten.

Manchester Citys einziger Hoffnungss­chimmer: In der vierten Runde der Premier League Anfang September hat die GuardiolaT­ruppe Liverpool im Etihad Stadium schon einmal 5:0 abgefertig­t. Auch deshalb erklärte Klopp, seine Mannschaft müsse noch einmal „höllisch arbeiten“.

In der zweiten Partie des Abends empfängt AS Roma den FC Barcelona. Nach dem 4:1 im Camp Nou kommen Lionel Messi und Co. als haushohe Aufstiegsf­avoriten ins Olympiasta­dion.

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[ Reuters ]

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