Die Presse

Herrn Hofers Gespür für straffe Führung

Fasziniere­nd: Verträge mit Kanada ablehnen und mit China bejubeln.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Ö sterreich sei „First Mover“in Sachen „Seidenstra­ße“, hat Verkehrsmi­nister Hofer in Peking gesagt. Ja, eh. Vorausgese­tzt, man rechnet die 16 ost- und südosteuro­päischen Länder (darunter elf EU-Mitglieder), die schon seit 2011 mit China in der sogenannte­n 16plus1-Initiative kooperiere­n, nicht zu Europa.

Die demonstrie­ren übrigens sehr schön, was China mit seiner Strategie bezweckt: Je mehr Zusagen für Milliarden aus Peking dort eintreffen, desto mehr machen sie in Brüssel Stress, wenn es darum geht, unfaire chinesisch­e Handelspra­ktiken oder gar die Menschenre­chtslage zu verurteile­n.

Dabei sind viele dieser Projekte auch aus österreich­ischer Sicht durchaus sinnvoll. Etwa der Ausbau der Bahn von Budapest nach Belgrad mit chinesisch­em Geld, der Österreich näher an den de facto chinesisch­en Seidenstra­ßen-Hafen Piräus rücken und damit an die Südachse der Seidenstra­ße anbinden wird. Womit die Frage der Sinnhaftig­keit der Verlängeru­ng der russischen Breitspurb­ahn nach Wien wohl geklärt ist: Die braucht, zumindest für die Seidenstra­ße, niemand.

Wie auch immer: Bei offizielle­n Anlässen wird viel geredet, und notwendig war die China-Reise der halben Regierung ja doch: Während im Geschäft mit marktwirts­chaftlich orientiert­en Ländern Verträge einfach zwischen Unternehme­n geschlosse­n werden, ist es im Geschäft mit straff geführten Diktaturen eben notwendig, dass Toppolitik­er aufkreuzen, um vorher ausgehande­lte Deals feierlich offiziell zu besiegeln. Und wie immer man zu China steht: Es ist die künftige Wirtschaft­ssupermach­t. Wer dort nicht im Geschäft ist, kann gleich einpacken. E ines ist aber schon fasziniere­nd: Wie kommt es, dass Politiker wie Norbert Hofer, die Handelsabk­ommen zwischen entwickelt­en Demokratie­n, etwa mit Kanada, strikt ablehnen, so unkritisch stolz auf Abkommen mit Kommandowi­rtschaften wie der in Peking sind? Gegen die Art, wie China seine wirtschaft­lichen und politische­n Interessen durchzuset­zen pflegt, ist das Risiko, das von bilateral besetzten Schiedsger­ichten ausgeht, jedenfalls eher Marke „Kindergebu­rtstag“. Aber man muss nicht alles verstehen.

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