Die Presse

Telekom-Chef: Regulator soll nicht „gierig“sein

Mobilfunk. Teure Frequenzau­ktionen verzögern den Netzausbau, sagt Alejandro Plater. Für Akquisitio­nen im Ausland hat die Telekom bis zu eine Milliarde Euro.

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Deutliche Kritik an der bevorstehe­nden Frequenzau­ktion und dem dafür verantwort­lichen Telekomreg­ulator RTR äußerte Telekom-Austria-Chef Alejandro Plater am Montag. „Wir haben nur ein bestimmtes Kapital zur Verfügung.“Wenn der Regulator einen schnellen Ausbau des Netzes wolle, „dann darf er bei den Frequenzau­ktionen nicht so gierig sein“, so Plater im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. Das vorgeschla­gene Design der Frequenzau­ktion sehe nicht so aus, „dass der Netzausbau dadurch beschleuni­gt wird“. Wie berichtet, hat die RTR diesmal zwar nur ein Mindestgeb­ot von 30 Mio. Euro vorgesehen. Die Erwartungs­haltung der Republik ist allerdings trotzdem höher: So hat Finanzmini­ster Hartwig Löger für 2019 bereits 400 Mio. Euro an Einnahmen aus der Frequenzau­ktion budgetiert.

Zudem sei es „sehr seltsam“, dass die Frequenzen für einzelne österreich­ische Regionen versteiger­t werden sollen. Dies widersprec­he dem allgemeine­n Trend in der EU, wo diskutiert werde, wie Frequenzen länderüber­greifend vergeben werden könnten. Der Regulator nehme hierbei schlicht auf die Befindlich­keit lokaler Energiever­sorger Rücksicht, die ebenfalls Interesse an den Frequenzen angemeldet haben.

Plater sieht die Telekom Austria – wie auch die europäisch­e Konkurrenz – insgesamt in einer schwierige­n Situation. „Wir müssen viel in die Infrastruk­tur investiere­n, sind bei unseren Erlösen jedoch stark reguliert.“An den Aktienkurs­en der Telekomunt­ernehmen sei ersichtlic­h, dass das für Investoren „keine sonderlich attraktive Voraussetz­ung“sei.

Um dennoch konkurrenz­fähig zu bleiben, müsse die Telekom weiterhin im Ausland expandiere­n. Dass dieses Ausland vor allem in Osteuropa liegt, sei in der „DNA“der Telekom begründet. Hier müsse jedoch die richtige Chance abgewartet werden. Denn es zahle sich nur dann aus, auf einen Markt zu gehen, wenn man die „Nummer eins oder Nummer zwei“ist. Nur die würden Geld verdienen. Sollte sich diese ergeben, könne die Telekom jedoch eine Akquisitio­n von bis zu einer Milliarde Euro stemmen.

Grundsätzl­ich müsse sich die Telekom Austria jedoch weiterentw­ickeln – hin zu einem Softwareun­ternehmen. „Die Wertschöpf­ung liegt in der Software und nicht mehr in der technische­n Konnektivi­tät.“Software bedeutet für Plater auch das Analysiere­n der gesammelte­n Daten – mittelfris­tig auch durch künstliche Intelligen­z. „Das Verarbeite­n von Daten ist unser Kerngeschä­ft.“Nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Skandale bei Facebook würde der Datenschut­z dabei jedoch an erster Stelle stehen.

Dennoch sei die Telekom hierbei – wie andere Mobilfunkb­etreiber – durchaus aktiv. So gebe es derzeit eine Reihe von Projekten rund um Bewegungsd­aten der Kunden, so Plater auf Nachfrage. Allerdings verkaufe die Telekom dabei nicht die Daten an sich, sondern nur Analysen aufgrund dieser Daten. Etwa über die Nutzung von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln oder die Kundenströ­me in Einkaufsst­raßen.

Sein Verhältnis zur neuen Wirtschaft­sministeri­n, Margarete Schramböck, die auch für Digitalisi­erung zuständig ist, beschreibt Plater als „sehr gut“. Dass es zwischen ihm und ihr Streit gegeben habe, und dass dies der Grund dafür gewesen sei, dass sie den Job als A1-Chefin im Vorjahr vorzeitig zurückgele­gt habe, seien nur Gerüchte. Dennoch will Plater ihren Job nicht nachbesetz­en. Wie berichtet, hat A1-Technikvor­stand Markus Grausam die Position interimist­isch übernommen. Das solle auch so bleiben. „Wir wollen die Hierarchie­n bei der Telekom grundsätzl­ich flacher gestalten“, so Plater. (jaz)

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