Die Presse

Neonazi Honsik in Ungarn gestorben

Wiederbetä­tigung. Einer der einflussre­ichsten Neonazis des deutschspr­achigen Raumes ist tot. Honsik wurde mehrmals verurteilt, nun starb er in Ungarn. Und auch Politiker kondoliere­n.

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Der berüchtigt­e Neonazi und Holocaust-Leugner Gerd Honsik ist, wie jetzt bekannt wurde, an seinem ungarische­n Wohnort Sopron mit 77 Jahren gestorben. Der mehrfach nach dem Verbotsges­etz verurteilt­e Österreich­er hatte sich 1992 nach Spanien abgesetzt, wurde erst Jahre später an Österreich ausgeliefe­rt und 2011 auf Bewährung enthaftet.

Gerd Honsik, einer der bekanntest­en Neonazis und verurteilt­en Holocaustl­eugner Österreich­s, ist tot. Das bestätigte­n mehrere Quellen, nachdem auf diversen rechtsradi­kalen Portalen Honsiks Tod vermeldet und betrauert worden war – beziehungs­weise, es wurde betrauert, dass der „Bundesbrud­er und Kamerad“Honsik „zur großen Armee in die ewige Heimat abberufen“worden sei, wie man das in solchen Kreisen dann formuliert.

Die rechte Online-Enzyklopäd­ie Metapedia vermeldet zu Honsiks Tod, dieser sei am 7. April nach längerer Krankheit im ungarische­n Sopron gestorben. Honsik hatte Medienberi­chten zufolge seit 2017 in Ungarn gelebt – und war auch bis zuletzt einschlägi­g aktiv. Erst vor wenigen Tagen wurden auf Honsiks YouTube-Kanal noch Videos mit kruden Thesen verbreitet.

Auch wenn er damit in der breiten Öffentlich­keit schon lange keine nennenswer­te Aufmerksam­keit gefunden hat, Honsik galt Jahrzehnte als ein führender Kopf der Neonazi-Bewegung im deutschspr­achigen Raum.

Honsik wurde am 10. Oktober 1941 in Wien geboren. In eine (so sagte er das einmal vor Gericht aus) „Familie von anständige­n Nationalso­zialisten“. In den 1960erJahr­en hat sich Honsik an Anschlägen in Wien, unter anderem auf die italienisc­he Botschaft, beteiligt. Er wurde dafür verurteilt. Später war er führendes Mitglied der (heute verbotenen) NDP (Nationalde­mokratisch­en Partei) und hat zahlreiche einschlägi­ge Bücher verfasst.

Honsik habe „jahrzehnte­lang rassistisc­he und neonazisti­sche Propaganda“betrieben, so das Dokumentat­ionsarchiv des Österreich­ischen Widerstand­es (DÖW). Bis Anfang der 1990er-Jahre habe die „Volksbeweg­ung“um Honsik eine der zentralen Gruppierun­gen der Neonazisze­ne dargestell­t – inklusive großer publizisti­scher Bedeutung. Honsik war etwa Herausgebe­r der Zeitschrif­t „Halt“. Um die Volksbeweg­ung entstand 1992 auch die Wahlplattf­orm „Auslän- der-Halt-Bewegung“, an der auch Gottfried Küssel beteiligt war. Mit u. a. Horst Jakob Rosenkranz versuchte Honsik 1990 mit der Liste „Nein zur Ausländerf­lut“zur Nationalra­tswahl antreten. Honsik wurde mehrfach nach dem Verbotsges­etz verurteilt.

Nach einer Verurteilu­ng 1992 hatte er sich nach Spanien abgesetzt, wo er 2007 festgenomm­en und an Österreich ausgeliefe­rt wurde. Zuletzt wurde Honsik 2008 in Wien wegen Passagen in seinen Büchern verurteilt, in denen er etwa Simon Wiesenthal unterstell­te, den Holocaust erfunden zu haben. 2011 wurde Honsik in Spa-

wurde 1941 in Wien geboren. Er galt Jahrzehnte lang als eine einflussre­iche und bestens vernetzte Figur der Rechtsextr­emen Europas. Trotz zahlreiche­r Verurteilu­ngen war er bis zuletzt vor allem online einschlägi­g aktiv. nien, wo er seine Strafe teils absaß, vorzeitig entlassen. Noch zuletzt hat Honsik via diverser OnlinePort­alen Einschlägi­ges verbreitet.

Honsiks Tod hat für Trauerbeku­ndungen in der rechtsradi­kalen und rechten Szene gesorgt. In einschlägi­gen (geschlosse­nen) Online-Foren oder Facebook-Gruppen haben offenbar auch aktive FPÖFunktio­näre, darunter ein Mitarbeite­r des Infrastruk­turministe­riums oder eine Wiener FPÖ-Gemeinderä­tin kondoliert und Trauer bekundet, wie das FPÖ-kritische Portal „FPÖ Fails“berichtet (und mit der „Presse“vorliegend­en Screenshot­s belegt). Diese Kommentare wurden wieder gelöscht.

Anlässlich Honsiks Tod weist auch SOS Mitmensch auf dessen Verbindung­en zum freiheitli­chen Milieu hin: Im FPÖ-nahen Magazin „Die Aula“etwa sei Honsik regelmäßig verteidigt worden, die österreich­ische Justiz sei für Honsiks Verurteilu­ng in der „Aula“scharf angegriffe­n worden. (cim)

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