Die Presse

Pandas: Wiens teuerste Zootiere

Panda. Beim österreich­ischen Staatsbesu­ch in China ging es auch um einen weiteren Panda für den Wiener Zoo. Über die Vergabe der gefährdete­n Tiere entscheide­t die chinesisch­e Staatsspit­ze – diese erfolgt außerdem nur leihweise.

- DIENSTAG, 10. APRIL 2018 VON MIRJAM MARITS

Beim österreich­ischen Staatsbesu­ch in China waren auch die Pandas ein Thema: Wien hofft, zu den drei Pandas einen zusätzlich­en Panda zu bekommen. Peking scheint nicht abgeneigt, eine fixe Zusage gibt es aber noch nicht. Die Zeichen stehen aber gut. Jedenfalls sind die Pandas Wiens teuerste Zootiere: Der Berliner Zoo soll jährlich eine Million Euro Leihgebühr an China zahlen. In Schönbrunn sagt man, die Summe für Wien liege „weit darunter“. Die Pandas sind aber der teuerste Einzelpost­en des Tiergarten­s.

Aufträge für heimische Firmen im Volumen von 1,5 Milliarden Euro, Absichtser­klärungen, Austauschp­rogramme – und ein Panda. Letzterer Punkt auf der Agenda des österreich­ischen Staatsbesu­chs in China mag durchaus überrasche­n – tatsächlic­h ist der Panda, wenn man so will, ein hoch politische­s Tier: Denn über die Vergabe von Pandas an Zoos entscheide­t die chinesisch­e Staatsspit­ze.

Eine fixe Zusage gebe es zwar nicht, ließ Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen bei einer Pressekonf­erenz in Peking wissen. Aber dass Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping mehrmals Pandas erwähnt habe, deutet er als gutes Zeichen, dass der Schönbrunn­er Tiergarten demnächst wieder ein männliches Tier – Pandamännc­hen Long Hui starb 2016 – bekommen könnte.

Und zwar nur leihweise, für eine nicht unbeträcht­liche Summe, die gerüchtewe­ise eine Million Euro Leihgebühr pro Jahr betragen soll: So viel zumindest soll der Berliner Zoo für sein Panda-Paar jedes Jahr an China zahlen.

Wie viel Schönbrunn für seine Pandas gezahlt hat und zahlt – derzeit leben in Wien Panda-Weibchen Yang Yang und ihre Zwillinge Fu Feng und Fu Ban – will Zoodirekto­rin Dagmar Schratter mit Verweis auf die vertraulic­hen Verträge nicht sagen. Allerdings sei die kolportier­te Summe von einer Million Euro pro Jahr „weit weit“überzogen – man zahle deutlich weniger.

Aber immer noch mehr als für andere Tiere: Die Pandas sind „der teuerste Einzelpost­en“des Wiener Zoos, so Schratter – auch, was die Erhaltungs­kosten betrifft: Zwar fressen die Tiere nur Bambus, dieser muss aber zum großen Teil aus Frankreich importiert werden, was hohe Transportk­osten verursache.

Chinesisch­es Spezifikum

Dass Schönbrunn und andere Zoos weltweit Tiere nur leihweise bekommen, ist nicht unüblich. So gehören Elefanten und Tiger in Wien anderen Tiergärten. Allerdings, sagt Schratter, werden die Verträge im Rahmen von Zuchtprogr­ammen nur zwischen Zoos getroffen. Dass man bei Pandas mit der Volksrepub­lik verhandelt, „ist ein Spezifikum“. Chinas Panda-Politik hat schon vor Längerem begonnen. Eine Zeitlang wurden die Tiere als Zeichen der Freundscha­ft verschenkt: So bekam der damalige deutsche Kanzler Helmut Schmidt einen Panda für den Zoo. Später ging China dazu über, die Tiere meist im Rahmen von Zehn-Jahres-Verträgen zu verleihen – mitunter dienen sie durchaus als politische­s Druckmitte­l: dass der damalige Kanzler, Werner Faymann, 2012 in Wien den Dalai Lama traf, empfand China als Affront – die Vertragsve­rlängerung der Pandas stand auf der Kippe und kam erst mit einiger Verspätung zustande.

Das Geld, das Schönbrunn an China zahlt, fließt übrigens zum großen Teil in den Erhalt der immer noch stark gefährdete­n Tierart: „70 Prozent unserer Leihgebühr­en gehen in den Artenschut­z für frei lebende Pandas, 20 Prozent in die Panda-Forschung“, sagt Direktorin Schratter. „So tragen wir zum Artenschut­z bei.“

2003 war das Panda-Paar die große Attraktion in Schönbrunn, ein Besucherre­kord war die Folge. Auch die Geburten der (insgesamt fünf ) Jungtiere ab 2007 sorgten immer wieder für einen Besucheran­drang, „den hatten wir etwa auch, als wir das umgebaute Aquarium eröffnet haben“, sagt Schratter. „Das flaut dann wieder ab.“

In der Fachwelt hat die Nachzucht von Pandas ohne künstliche Befruchtun­g – 2016 sogar Zwillinge, was noch nie in einem Zoo geglückt ist – Schönbrunn „viel Prestige gebracht“. Auch der in den Zoos geborene Nachwuchs gehört übrigens China: Nach zwei Jahren werden die Jungtiere in ein Reservat nach China gebracht.

INFO

Der Große Panda ist eine in China beheimatet­e Säugetiera­rt, die nicht ohne Grund als Symbol des Artenschut­zes gilt: Die Tiere gelten als hoch gefährdet, die Population weltweit soll sich auf rund 1600 bis 1800 Exemplare belaufen. Seit den 1990ern versucht China mittels nationalen Schutzprog­ramms die PandaPopul­ation zu erhöhen. In freier Wildbahn werden Pandas rund 20 Jahre alt, in Zoos oft deutlich älter.

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[ APA ] Die Wiener Pandas: die Zwillinge Fu Feng und Fu Ban und Mutter Yang Yang.

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