Donaukanal: Wie gut ist er heute noch?
Ausgehmeile. Bei den Gastronomen herrscht außerdem Aufregung über die Neuvergabe, die die Grundbesitzer der Flächen ausgeschrieben haben. Badeschiff-Betreiber Geri Ecker hat bereits geklagt.
Änderungen bei der Ausgehmeile, Aufregung unter den Gastronomen.
Wien. Es ist ein bisschen so wie mit dem Schweizerhaus und dem Prater: Sobald die Strandbar Herrmann ihre Liegestühle in den Sand stellt, geht die Saison am Donaukanal offiziell los. Gestern, Freitag, war es bei der Strandbar so weit, heute folgt die große Eröffnungsparty am Tel Aviv Beach, der aber schon seit Anfang April wieder offen hat.
In der noch jungen Donaukanal-Saison ist jedenfalls ein Phänomen aufgetaucht, das den Gastronomen Sorge bereitet: Zwischen den Lokalen sind immer wieder Menschen unterwegs, die alkoholische Getränke an Besucher verkaufen: Dies natürlich billiger als in den Lokalen – und verbotenerweise.
Auffallend ist, dass es sich dabei nicht nur um Dosenbier handelt, die Getränke sind gut gekühlt und neben Bierdosen sollen sogar Drinks wie Gin Tonic (mit Eiswürfeln!) verkauft werden. „Das tut natürlich weh“, sagt Nuriel Molcho, Geschäftsführer vom Tel Aviv Beach. „Und ist auch nicht fair.“Die Lokale würden hohe Mieten zahlen, für (Musik-)Programm sorgen „und dann kauft man sich das Getränk billiger um die Ecke“.
Diese Getränkeverkäufer sind vor allem auf der Seite des zweiten Bezirks unterwegs, die Strandbar Herrmann, sagt Betreiber Rudi Konar „ist da weniger betroffen, wir sind räumlich abgegrenzt, bei uns würde das schnell auffallen“. Molcho vom Tel Aviv Beach stört, „dass wir Gastronomen Auflagen haben, die wir streng befolgen müssen“, die Behörden aber an den verbotenen Getränkeverkäufern „blind vorbeispazieren“.
Die Polizei hat übrigens im Vorjahr gemeinsam mit dem Marktamt eine einmalige Kontrolle zu dem Thema gemacht, allerdings damals keinen Verkäufer angetroffen. Geri Ecker (Badeschiff, Adria Wien) hat be- reits vor ein, zwei Jahren das Problem bei der Gewerbebehörde gemeldet. Passiert sei seitdem nichts. In den vergangenen Jahren habe der illegale Getränkeverkauf aber zugenommen. „Wir spüren das direkt, weil wir den Müll täglich wegräumen“, so Ecker. Er habe derzeit aber mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Der Grundeigentümer der Flächen, die Donau HochwasserschutzKonkurrenz (DHK), hat nämlich sechs Gastronomieflächen neu ausgeschrieben. Dabei können sich (potenzielle) Pächter für nur je eine Fläche bewerben. Was die Lokallandschaft durchaus ändern könnte.
WAs kommt
Im Mai bekommt der Donaukanal einen riesigen Neuzugang: Am früheren Standort des City Beach öffnet ein Beachclub namens Blu
menwiese, Betreiber ist Philipp Pracser, der – zum Unmut mancher Gastronomen – angeblich einen Pachtvertrag über gleich 20 Jahre und Anfang des Jahres ohne Aus- schreibung bekommen hat. Ob der Name Blumenwiese sich im Erscheinungsbild niederschlagen wird, wird sich weisen: Derzeit ist der Standort eine riesige Baustelle, die auf ein großes Lokal schließen lässt. Konsumfreie Zonen und öffentliche WCs soll es aber auch geben.
WAs (vielleicht) geht
Bereits heuer finden sich einige bekannte Namen nicht mehr: Figar macht Urlaub, Pub
Klemo und It’s All About The Meat Baby gibt es nicht mehr. Richtig spannend wird es dann in der nächsten Saison: Denn für gleich sechs etablierte Standorte – Adria, Tel Aviv Beach, Feuerdorf, die Flächen vor dem Bade
schiff, Central Garden und Hafenkneipe – wurde die Pacht (ab 2019) neu ausgeschrieben: Rund 50 Gastronomen sollen sich beworben haben, rund 40 in der zweiten Runde sein. Wer tatsächlich zum Zug kommt, ist noch offen. Durch die Neuausschreibung soll die Vergabe nicht nur transparenter werden, durch klarere Regeln soll das Niveau (und vermutlich auch die Mieten) steigen, Untervermietungen sollen dann Geschichte sein. Molcho, der sich erneut für den Standort seines Tel Aviv Beach beworben hat, sieht die Notwendigkeit, den Donaukanal nun neu auszurichten: „Was wir vor zehn Jahren geschaffen haben, ist einzigartig,“, sagt er. „Aber jetzt muss eine neue Welle kommen, wir müssen mehr investieren und hochwertiger werden.“
Kritisch sieht das hingegen Geri Ecker, der das Badeschiff und auch die Adria Wien betreibt. „Wir haben das über die Jahre mitaufgebaut und jetzt, wo es erfolgreich ist, will man es uns einfach wegnehmen.“Außerdem habe er teilweise unbefristete Verträge, bei den anderen sei eine mögliche Verlängerung festgeschrieben. Er hat gegen die Ausschreibung geklagt und weigert sich, Ende Oktober das Feld zu räumen. Das Badeschiff selbst ist davon übrigens nicht betroffen.
Ecker wird die Flächen vor dem Badeschiff nun selbst bespielen, mit Steckerlfisch und Urban Camping. Am ehemaligen FigarStandort bei der Adria soll es Pizza geben.
WAs bleibt
Keine Zukunftssorgen haben einige altbewährte Player am Donaukanal: Die Summer
stage geht ab 20. April in dem Sommermodus, Eröffnungsfest ist am 2. Mai. Die Strand
bar Herrmann – die auf einem Grund der Stadt Wien liegt und keine Pachtsorgen hat – hat eine neue Frühstückskarte (von Health Kitchen), tagsüber und abends auf Wunsch der Gäste wieder eine burgerlastige Karte. Sonst setzt man auf Bewährtes: Silent Disco und Public Viewing zur Fußball-WM.