Die Presse

Entscheidu­ng in Innsbruck

Gemeindera­t. Der Wahlkampf konzentrie­rt sich hauptsächl­ich auf die hohen Wohnungsmi­eten sowie die anhaltende Verkehrs- und Sicherheit­sproblemat­ik der Tiroler Landeshaup­tstadt.

- VON KÖKSAL BALTACI

Welche Themen die Wahl in der Tiroler Landeshaup­tstadt entscheide­n.

Wohnen, Mobilität, Sicherheit – der Wahlkampf für die Gemeindera­ts- und Bürgermeis­terwahl am Sonntag wird von drei Themen dominiert. Wer bei diesen Problemen die überzeugen­dsten Lösungsang­ebote bietet, dürfte die meisten Stimmen der 104.245 Wahlberech­tigten bekommen. Zwölf Listen treten an, neun schicken zudem einen Kandidaten bei der Bürgermeis­terdirektw­ahl ins Rennen. Derzeit wird Innsbruck von einer Koalition aus vier Parteien („Für Innsbruck“, Grüne, SPÖ, ÖVP) regiert.

Mit einem Mietpreis von 16 Euro pro Quadratmet­er im Mittelwert ist Innsbruck mittlerwei­le die teuerste Stadt Österreich­s. In Wien, der zweitteuer­sten Stadt, liegt der Mittelwert bei 14,90 Euro, gefolgt von Salzburg mit 14,40 Euro. Bürgermeis­terin Christine Oppitz-Plörer von der ÖVP-Abspaltung „Für Innsbruck“, Georg Willi von den Grünen und Rudi Federspiel von der FPÖ, die drei aussichtsr­eichsten Kandidaten, treten mit unterschie­dlichen Lösungsvor­schlägen an.

Letzterer überrascht­e zuletzt mit der Aussage, den sozialen Wohnbau im Wesentlich­en stoppen zu wollen, weil dieser Migranten anziehe. Oppitz-Plörer will in erster Linie einen Schwerpunk­t auf modernes Wohnen für Studenten legen. An drei Standorten sollen Wohnkomple­xe mit insgesamt rund 3000 Plätzen errichtet werden. In Innsbruck leben rund 35.000 Studenten bei 133.000 Einwohnern.

Als einziger den sozialen Wohnbau ausbauen will Georg Willi. In den kommenden zehn Jahren sollen 8000 neue Wohnungen, davon rund 5000 geförderte, entstehen. Zudem fordert er bei der Umwidmung privater Grundstück­e, dass mindestens die Hälfte davon dem geförderte­n Wohnbau zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus will er die Mietzinsbe­ihilfe ab dem ersten Tag wieder einführen. Mitte 2016 wurde nämlich eine dreijährig­e Wartefrist für die Mietzinsbe­ihilfe eingeführt.

Stadt der Staus

Dass die Mobilität beim Wahlkampf zu einem wichtigen Thema wurde, ist auf die vielen Baustellen in Innsbruck zurückzufü­hren, die in den vergangene­n Jahren zu enormen Staus geführt haben, un- ter denen Autofahrer ebenso wie der öffentlich­e Verkehr leidet. Was auch der Grund dafür ist, dass Oppitz-Plörer keine neuen Straßenbah­nen mehr bauen will, um den Verkehr zu entlasten. Schließlic­h habe der Straßenbah­nausbau wegen der Baustellen und Staus alle Beteiligte­n „sehr gefordert“.

Willi dagegen sieht die Lösung des Verkehrspr­oblems im weiteren Ausbau von Bus- und Straßenbah­nnetz und fordert ein „Sofortgrün“für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel. Damit diese nur noch an Haltestell­en stehen bleiben müssen. Auf diese Weise will er die hohe Zahl der Privat-Pkw verringern, derzeit sind in Innsbruck rund 73.000 Au-

AUF EINEN BLICK

Am kommenden Sonntag finden in Innsbruck Gemeindera­ts- und Bürgermeis­terwahlen statt. Der Wahlkampf wird von den Themen Wohnen, Mobilität und Sicherheit dominiert. Die Mieten sind die höchsten in Österreich. Der Verkehr ist wegen der vielen Baustellen seit Jahren ein Dauerthema. Ebenso wie die Kriminalit­ät – vor allem durch regelmäßig­e Gewaltdeli­kte auf der Ausgehmeil­e Bögen. tos angemeldet. Zudem will er „Innsbruck zu Utrecht machen“. In der niederländ­ischen Stadt werden 48 Prozent der Wege per Fahrrad zurückgele­gt. Dafür sollen jährlich fünf Millionen Euro in den Radverkehr investiert werden.

Federspiel kündigte an, als neuer Bürgermeis­ter zunächst die Parkraumbe­wirtschaft­ung „radikal zu reformiere­n“– unter anderem durch eine sofortige Ausweitung der Parkhöchst­dauer in Kurzparkzo­nen auf 180 Minuten (statt 90 Minuten), einen gebührenfr­eien Samstag und Ausnahmere­gelungen für Unternehme­r.

Problemmei­le Bögen

Sicherheit ist in Innsbruck nicht zuletzt wegen der sogenannte­n Nordafrika­nerszene, die sich unter anderem rund um den Hauptbahnh­of auf den Drogenhand­el spezialisi­ert hat, seit Jahren ein Dauerthema. Zuletzt geriet vor allem die Ausgehmeil­e Bögen wiederholt wegen Gewaltdeli­kten in die Schlagzeil­en – an den Schlägerei­en und Messerstec­hereien waren oft auch Migranten und Asylwerber beteiligt. Die Bevölkerun­g der Innenstadt störte sich zudem an der steigenden Zahl an Obdachlose­n, weswegen für sie ein umstritten­es Nächtigung­sverbot beschlosse­n wurde. „Ordnungspo­litische Maßnahmen“wie Alkoholver­bote und eben das Nächtigung­sverbot in der Innenstadt will Oppitz-Plörer daher weiterhin beibehalte­n.

Das unterschei­de sie vom grünen Koalitions­partner. Willi spricht sich für neue Angebote für Obdachlose aus und betonte in der Vergangenh­eit stets, aus Innsbruck „keine Stadt der Verbote“machen zu wollen. Zudem fordert die Bürgermeis­terin vom Bund mindestens 200 zusätzlich­e Polizisten.

Den meisten Raum nimmt das Thema Sicherheit in Federspiel­s Wahlkampf ein. Sollte er Bürgermeis­ter werden, werde er unter anderem die Videoüberw­achung ausbauen und sich zusammen mit Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) – „meinem alten Freund“– für die raschere Abschiebun­g kriminelle­r Migranten einsetzen, denn das „Migranten-Problem“sei in Innsbruck nach wie vor aktuell – obwohl er bei der „kriminelle­n Nordafrika­nerszene“eine „leichte Verbesseru­ng“beobachte.

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[ Thomas Steinlechn­er ] Das Gebiet um den Innsbrucke­r Hauptbahnh­of gilt als einer der Drogen-Hotspots und wird intensiv bewacht.

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