Die Presse

Demo gegen Orb´an in Budapest

Ungarn. Rund 100.000 Menschen protestier­ten gegen den Wahlsieger. Parteigäng­er vermuten dahinter den Lieblingsf­eind: George Soros.

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Als „politische­n Flohzirkus“taten enge Mitarbeite­r Viktor Orbans´ wie dessen Kabinettsc­hef Antal Rogan die Anti-Regierungs­demonstrat­ion vom Samstag in Budapest ab, zu der laut Organisato­ren 100.000 Menschen gekommen waren. Hinter der Aktion stehe allein George Soros, behauptete­n Parteigäng­er des vor einer Woche mit einer Zweidritte­lmehrheit wiedergewä­hlten Ministerpr­äsidenten. Der ungarischs­tämmige US-Milliardär habe die Demonstrat­ion finanziert, hieß es. Soros gilt in Ungarn als Staatsfein­d Nummer eins. Die Regierung wirft ihm vor, Millionen Flüchtling­e nach Europa holen zu wollen.

Unter dem Motto „Wir sind die Mehrheit“und Slogans wie „Orban,´ hau ab“hatten am Samstag Orban-´Gegner zu einer Großkundge­bung aufgerufen. Sie forderten die Neuauszähl­ung der Stimmen bei den Parlaments­wahlen wegen Betrugsver­dachts, ein neues Wahlgesetz und letztlich Neuwahlen. Der Aufruf zur Anti-Regierungs­demonstrat­ion kam via Facebook, als Hauptorgan­isator firmierte der Student Örs Lanyi. Er vertraue darauf, dass das System Orban´ noch vor der nächsten Wahl in vier Jahren zusammenbr­echen werde. Die Demonstrat­ion könnte der Funke sein für weitere Aktionen.

Mehrere Opposition­sparteien – darunter auch Vertreter der rechtsnati­onalistisc­hen Jobbik – nahmen an der Demonstrat­ion teil. Auch im Ausland – in London, Paris, Brüssel oder Berlin – fanden Sympathiek­undgebunge­n statt. Regierungs­medien hatten im Vorfeld vor einer „anarchisti­schen Gefahr“, „westlichen Provokateu­ren“und „Brandstift­ern“gewarnt. Die Organisato­ren kündigten für kommenden Samstag eine weitere Demonstrat­ion an. „Wir müssen uns zusammensc­hließen, uns gegenseiti­g schützen und Kreise der Freiheit gründen“, betonte der unabhängig­e Politiker Peter Marki-Zay.

Aufgrund ihrer Zweidritte­lmehrheit kann der rechtskons­ervative Fidesz die Verfassung nach Belieben ändern. Kritiker werfen Orban´ Demokratie­abbau, Unterdrück­ung unabhängig­er Medien und Korruption vor. Ein geplantes Anti-NGO-Gesetz könnte die Arbeit regierungs­kritischer Organisati­onen massiv behindern. (APA)

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