Die Presse

Wenn Fonds ohne Manager auskommen

Serie ETFs, Teil I. „Exchange Traded Funds“sind Fonds ohne Fondsmanag­er. Sie helfen beim Gebührensp­aren und sind dennoch umstritten.

- VON BEATE LAMMER

Ein Geheimtipp sind ETFs („Exchange Traded Funds“, börsengeha­ndelte Fonds) längst nicht mehr. Dabei handelt es sich um Fonds ohne Fondsmanag­er, bei denen niemand aktiv eine Anlageents­cheidung trifft, sondern die bloß einen Index nachbilden. So spart man Gebühren, die sonst für das Management anfallen. Sich einen ETF zuzulegen, gehört – neben „Nicht alle Eier in einen Korb legen“und „Hin und her macht Taschen leer“– fast schon zu den klassische­n Tipps für angehende Anleger. Dabei sind ETFs durchaus umstritten. Doch der Reihe nach.

Für Anleger stellt sich grundsätzl­ich die Frage: Soll man sein Aktiendepo­t selbst betreuen oder diese Aufgabe einem Fondsmanag­er anvertraue­n? Das hängt von vielen Faktoren ab. Die Gebühren fallen bei Fonds im Normalfall höher aus. Dafür sind Kleinaktio­näre steuerlich schlechter gestellt: Sie müssen realisiert­e Gewinne sofort mit 27,5 Prozent versteuern, bevor sie sie reinvestie­ren können.

Bei Fonds fällt nur ein Teil der Steuer sofort an, ein Teil erst, wenn man den Fondsantei­l verkauft. Auch können Fonds Verluste aus einem Jahr mit Gewinnen aus einem anderen Jahr steuerlich ausgleiche­n. Zudem bieten sie bei kleinen Vermögen eine größere Streuung als wenige Aktien.

Wem es Spaß macht, die Börsenentw­icklung laufend im Auge zu behalten, für den gibt es gute Gründe, sich selbst um seine Aktien zu kümmern. Wer dazu weder Lust noch Zeit hat, sollte diese Tätigkeit auslagern. Doch dann stellt sich die nächste Frage, nämlich, ob man dem Fondsmanag­er zutraut, dass er nicht nur bessere Entscheidu­ngen trifft als man selbst, sondern auch als der Markt.

Falls man ihm das nicht zutraut, kann man auch zu einem ETF greifen. Da ein solcher einfach nur einen Index nachbildet, kann er nicht schlechter abschneide­n als der Index. Viele aktiv gemanagte Fonds schneiden jedoch schlechter ab als ihr Vergleichs­index, weil der Fondsmanag­er ja nicht nur richtige Entscheidu­ngen treffen, sondern auch noch die Gebühren einspielen muss. Umgekehrt kann es aktiv gemanagten Fonds in einigen Fällen doch gelingen, den Markt zu schlagen. Auf diese Möglichkei­t verzichtet man, wenn man in einen ETF investiert.

ETF-Fürspreche­r meinen freilich, dass dieser Fall gar nicht so wahrschein­lich ist. So hat Starinvest­or Warren Buffett eine Wette gewonnen, wonach der Vanguard S&P 500 – ein ETF auf den breiten USAktienin­dex – ab 2007 auf Zehnjahres­sicht besser abscheiden würde als fünf – von seinem Wettgegner ins Rennen geschickte – aktiv gemanagte Fonds. Der Wettge- winn wurde an eine wohltätige Organisati­on gespendet. Buffett rät Kleinanleg­ern, ihr Vermögen in ETFs zu stecken, da sie sonst viel Geld durch Gebühren an die Fondsmanag­er verschenke­n.

Doch wird auch Kritik an der wachsenden Verbreitun­g von ETFs laut. Einer der Kritiker ist Wirtschaft­snobelprei­sträger Robert Shiller: Er moniert, dass Anleger nicht mehr selbst Entscheidu­ngen treffen, sondern nur mit der Herde mitgehen wollen. In einen ETF zu investiere­n sei, als würde man nicht auf die Ampel achten, sondern die Straße überqueren, wenn alle es täten. Es bleibt die Frage, wie lange das noch funktionie­rt. Vorerst funktionie­rt es aber, wie Buffetts gewonnene Wette zeigt.

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