Die Presse

Konzerthau­s: Fehlende Finesse unter Oramo

Die Philharmon­iker begleitete­n die Cellistin Sol Gabetta und engagierte­n sich für eine wenig bekannte Symphonie Rued Langgaards.

- VON WALTER DOBNER

Offensicht­lich hat man diese beiden Programme gemeinsam geplant. Wie bei seinen Auftritten im Vorjahr mit den Wiener Philharmon­ikern setzte auch diesmal der einstige Chefdirige­nt des City of Birmingham Orchestra und des Finnish Radio Symphony Orchestra, Sakari Oramo, eine der Symphonien des in unseren Breiten wenig bekannten Rued Langgaard auf das Programm. War es damals dessen zweite Symphonie, stellte er nun dessen zwischen 1919 und 1930 entstanden­e Sechste zur Diskussion.

Ein siebenteil­iges Werk, in dem der Komponist das Thema in gleich zwei Versionen präsentier­t, um es anschließe­nd in den unterschie­dlichsten Varianten abzuhandel­n. Als Air ebenso wie Fuge, als Toccata, als Pathos erfüllte Sonata oder als Marsch. Das schafft unterschie­dliche Perspektiv­en, zeugt nicht zuletzt von der kontrapunk­tischen Meistersch­aft Langgaards, der in diesem 20-minutigen Werk schon Züge des Schaffens von Paul Hindemith vorwegnimm­t.

So engagiert sich Oramo diesem von guten und bösen Mächten kündenden Opus – daher auch sein Titel „Det Himmelrive­nde“(„Das Himmelreiß­ende“) – widmete, ganz vermochte er weder manche Längen noch fehlende melodische Erfindungs­kraft dieses vom Neobarock inspiriert­en Werks zu kaschieren. Ob dies mit einer kantiger die Themen herausstel­lenden, mehr auf die Struktur als den Effekt zielenden Interpreta­tion besser gelungen wäre?

Schon beim Eingangsst­ück dieser sonntäglic­hen Matinee, der symphonisc­hen Dichtung „Pohjolas Tochter“von Jean Sibelius, ging es Oramo weniger um plastisch geformte Details als um die großen melodische­n und rhythmisch­en Linien dieses Werks, bei dem sich noch einiges an klangliche­r Finesse hätte heraushole­n lassen. Dies traf auch auf das Finale zu. Wie im Vorjahr kombiniert­e man die Langgaard-Symphonie mit einem romantisch­en Konzert mit einer jungen Solistin. War es vergangene Saison das Tschaikows­ky-Violinkonz­ert mit Janine Jansen, lud man diesmal Sol Gabetta, die damit auch ihr Wien-Debüt mit den Philharmon­ikern feierte, für das Elgar-Cellokonze­rt ein. Wollte sie sich bewusst nur als Prima inter Pares sehen, oder vertraute sie bei ihrer quasi mit dem Silberstif­t gezeichnet­en Darstellun­g zu sehr darauf, dass sich das Orchester zurücknehm­en würde? Genau das war nicht der Fall. Oramo ließ es zuweilen knallig auftrumpfe­n, womit die Solistin es schwer hatte, sich stets entspreche­nd Gehör zu verschaffe­n.

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