Kaffee auf dem Spielplatz macht die Stadt lebenswerter
Am
Ostersonntag standen Simon Kuper und ich im Pariser Frühlingssonnenschein auf einem Spielplatz im Marais, und wir stellten uns jene Frage, die sich Eltern kleiner Kinder wohl vielerorts aufdrängt, während sie die Selbstbespaßung ihres Nachwuchses beaufsichtigen: Woher bekommen wir jetzt einen Kaffee? Wieso es hier nicht einen mobilen Kaffeeverkäufer gebe, der mit seinem Stand von Spielplatz zu Spielplatz fahre, fragte Kuper, der mehrere kluge Bücher über Fußball geschrieben hat und wöchentlich in der „Financial Times“Fragen der Urbanität erörtert. Das würde mindestens einen krisenfesten Arbeitsplatz schaffen und zudem die Attraktivität öffentlicher Plätze erhöhen.
Denn wo es Kaffee gibt, vielleicht auch die eine oder andere feststoffliche Erfrischung, da kommen die Menschen zusammen. Vor allem ältere Mitbürger, die in unseren Städten zusehends allein leben, würden auf diese Weise dazu animiert, sich in den öffentlichen Raum zu wagen. Bei einem Becher Kaffee kommt man ins Plaudern; das senkt Berührungsängste, was gerade in zusehends kulturell durchmischten Metropolen manche Probleme im täglichen Miteinander (oder Nebeneinander) lindern könnte. Wenn die Leute ihre Smartphones beiseitelegen und wieder miteinander reden, macht das unsere Städte lebenswerter – und nicht nur Metropolen wie Paris oder Brüssel, wo ich lebe und „unser“Lieblingsspielplatz immerhin eine, vor allem am Wochenende, gut frequentierte Kaffeebar ums Eck aufweist. Mobile Kaffeesieder gibt es ohnehin schon, ein deutsches Jungunternehmen schickt seine Franchisenehmer auf hübschen Dreirädern durch einige Städte; in Warschau sah ich davon zwei.
In Brüssel parkt der nette Flame Pim seinen Kaffeetruck an verschiedenen Orten. Dass ihm an Wochenenden auf den Spielplätzen der Stadt eine übermüdete, unterkoffeinierte Klientel winken könnte, war ihm vorerst noch nicht einzureden. Ich denke, dazu werde ich noch in einige Espressi investieren müssen.