Hoch und hell lodert die Glut: Was für eine Götterdämmerung!
Staatsoper. Am Sonntag krönte Adam Fischer den diesjährigen „Ring des Nibelungen“mit einer kurzweiligen Interpretation der „Götterdämmerung“– und gewaltigen musikalischen Höhepunkten. Stephen Gould und Irene´ Theorin beeindruckten als Siegfried und Brünnh
Adam Fischer, einer der Wagner-Spezialisten unserer Zeit, am Pult, ein hochkarätiges Sängerensemble: Erwartungsgemäß großartig ging am Sonntag der „Ring“an der Staatsoper mit der „Götterdämmerung“zu Ende.
Schon im Vorspiel zum längsten Drama der Tetralogie ist ja das Unheil besiegelt. Die Nornen spinnen am Schicksalsfaden, der die Geschichte der Welt erzählt. Monika Bohinec, Stephanie Houtzeel und Caroline Wenborne harmonierten diesmal so gut miteinander, dass der Schlüsselmoment fast im wohligen Klanggewebe unterzugehen drohte: Der Faden reißt, die Nornen retten sich hinab zur schützenden Erdenmutter, während sich Siegfried und Brünnhilde, nichts ahnend von den apokalyptischen Prophezeiungen, geradezu turtelnd voneinander verabschieden. Stephen Gould gewann seiner gewohnt strahlenden, felsenfest sicheren Stimme jugendlich-zärtliche Nuancen ab, Irene´ Theorin als Brünnhilde präsentierte sich – bis auf kraftvolle Spitzentöne – noch nobel zurückhaltend. Adam Fischer wölbte, daran anknüpfend, mit dem Staatsopernorchester einen großen, sich steigernden Klangbogen über „Siegfrieds Rheinfahrt“.
In der Gibichungenhalle inszenierte sich Albert Pesendorfer als Hagen vorsichtig, aber bestimmt zum maliziösen Regisseur der Intrige. Die Halbgeschwister hingen an seinen Lippen. Gunther (Tomasz Konieczny), regelrecht eifersüchtig auf die vermeintliche Weisheit Hagens, zweifelte nur kurz an dessen Plänen. Anna Gablers Gutrune wird zum Spielball, rücksichtslos zwischen den Brüdern hin- und hergeschubst. Siegfrieds plötzlich entfachte Liebe lockt sie aus der Reserve, sodass sie auch stimmlich die Konfrontation mit Brünnhilde, die sie nicht gewinnen kann, zumindest wagen durfte.
In Theorins Brünnhilde entfachten die dringlichen Warnungen ihrer Walkürenschwester Waltraute (solides Hausdebüt: Nora Gubisch) blanke Wut. Doch bewahrte sie am Hof der Gibichungen Stolz und Souveränität, wenn sie, sichtlich angeekelt, Gunther auszuweichen suchte. Erst die Erkenntnis, dass Siegfried sie zugunsten Gutrunes verleugnet, ließ die starke Frau in sich zusammenbrechen.
Auch Hagens zähe Fassade bekam spürbar Risse, während ihm sein Vater, Alberich (Martin Winkler), scharfzüngig Treue gebot. Vergessen waren mit einem Mal seine heldenhaft inszenierten Auftritte, bei denen er sich geflissentlich hoch über dem Geschehen positioniert hatte. Neben dem listigen Vater, dessen Tadel Winkler mit spitz artikulierten Konsonanten Nachdruck verlieh, wirkte Hagen schwerfällig, mitunter trotzig. Rückendeckung gewährte ihm danach der Chor der Mannen, der im Verein mit dem Orchester für einen der gewaltigen musikalischen Höhepunkte sorgte.
Hagens Intrige kann Siegfried – den Warnungen der Rheintöchter (Ileana Tonca, Stephanie Houtzeel, Bongiwe Nakani) zum Trotz – nicht entgehen. Gegen Ende zwei weitere Glanzmomente: Goulds berührendsehnsüchtige Erinnerung an Brünnhilde, die Heilige Braut, und Theorins geradezu aus dem Pianissimo geborene, enorm anwachsende Starke Scheite, die den bilderreichen Weltuntergang von Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung so recht zu motivieren schienen.