Kirschblüte, Wiens Liebe zu Japan
Feiern, Parks. Nach jahrhundertealter Tradition wird (ein wenig) die Kirschblüte gefeiert – auch Parks geben sich japanisch.
Wien. Unter einem blühenden Kirschbaum Platz nehmen, mit Freunden essen und trinken und den Frühling begehen: Eigentlich verwundert es, dass die (jahrhundertealte) Tradition des japanischen Kirschblütenfests – Hanami genannt – bisher in Wien kaum zelebriert wird. Vielleicht, weil Kirschbäume bei uns nicht so häufig vorkommen wie in Japan (wo sie einen beträchtlichen Teil des Baumbestands stellen), vielleicht, weil die Kirschblüte hierzulande kein so bedeutendes Symbol ist.
Was nicht heißt, dass man diese Frühlingstradition nicht auch übernehmen und sich einfach einen der derzeit blühenden Baum suchen kann. Oder sich einer der (wenigen) Feiern anschließen: Heute, Samstag, findet im Nibelungenviertel im 15. Bezirk ein Hanami am Kriemhildplatz statt (11 bis 18 Uhr): Unter den (leider nur) zwei Kirschbäumen am Platz kann jeder mit Freunden und Picknick- decke Platz nehmen und sich dem Fest anschließen.
Gleich 1000 Kirschbäume sind es, unter und neben denen am kommenden Donnerstag (26. 4., 13 bis 17 Uhr) pünktlich zur Vollblüte das wienweit größte Kirschblütenfest begangen wird: Am Kirschenhain auf der Donauinsel (nahe der Jedleseer Brücke), wo 2002 von der japanischen Künstlergruppe To the woods 1000 Kirschbäume gepflanzt wurden. Der Forstbetrieb der Stadt (MA49) und die japanische Botschaft richten hier seit Jahren das Kirschblütenfest aus, das Programm liest sich ein wenig wie eine Japan-Klischee-Liste: Es gibt Origami- und MangaWorkshops, eine Teezeremonie, eine Haiku-Lesung oder eine Vorführung japanischer Kampfkunst.
Unabhängig von der Kirschblüte finden sich in Wien auch Beispiele der berühmten japanischen Gartenkunst. Am bekanntesten ist der sehr schön gepflegte Setagaya
park auf der Hohen Warte, der auf eine Freundschaft der beiden 19. Bezirke Wiens und Tokios – Döbling und Setagya – zurückgeht. Auf mehr als 4000 Quadratmetern finden sich typische Elemente japanischer Landschaftsgärten: Wasserfall, Teich, Teehaus und typische Pflanzen wie, erraten, Kirschbäume.
Gleich zwei Mal wurde der japanische Takasakigarten im riesigen Kurpark Oberlaa errichtet: 1974 war er der japanische Beitrag zur Wiener Internationalen Gartenschau, nach der er wieder abgebaut wurde. In den 1990ern entschloss man sich, als Zeichen des kulturellen Austauschs zwischen Japan und Österreich, den Garten wieder originalgetreu herzustellen.
Etwas kleiner, aber ebenfalls hübsch ist der Tora-San-Park in Floridsdorf, idyllisch an der Alten Donau gelegen. Benannt wurde der Park nach der populären Filmfigur Tora-San: Ein Film der Reihe wurde 1989 in Strebersdorf gedreht. Wenig bekannt ist, dass es im
Schönbrunner Schlosspark einen japanischen Steingarten gibt, 1913 unweit des Palmenhauses angelegt. Im Laufe der Jahre verwilderte er, in den 1990ern wurde er rekonstruiert und mit kleinem Hügel und Wasserfall erweitert.