Kein Alkohol mehr in Floridsdorf ?
Franz-Jonas-Platz. Nach dem Alkoholverbot am Praterstern fürchtet der Bezirksvorsteher, die Szene könnte zum Bahnhof Floridsdorf wandern. Der Ort kämpft jetzt schon mit Problemen.
Nach dem Verbot am Praterstern will Floridsdorf seinen Bahnhof als Ausweichquartier verhindern.
Wien. „Er trägt ein weißes Leiberl und ein schwarzes Kapperl“, sagt die junge Frau ins Funkgerät des Polizisten. Sein Kollege weiß jetzt, nach wem er auf dem Bahnhof Floridsdorf Ausschau halten muss. Nach einem jungen Mann, nämlich, der kurz zuvor eine Frau bedroht haben soll – gemeinsam mit einem zweiten Verdächtigen.
„Schleicht’s euch! Ich ruf die Polizei!“, habe die Tochter der Frau zu den beiden Männern gesagt. Die junge Frau habe sich dann schützend vor ihre Mutter gestellt und die beiden jungen Männer zurückgestoßen. Jene Männer, die gerade angedroht hätten, die Frau zu vergewaltigen.
Zwei Polizisten waren auch schnell da. Und einen der beiden Verdächtigen konnten die Beamten sofort fassen. Den anderen verloren sie zunächst aus den Augen. Nach wenigen Minuten kommt der Polizist, der noch nach ihm gesucht hat, wieder zurück. Allein.
Die eine Amtshandlung läuft noch, schon steht die nächste bevor: Ein junger Mann wendet sich an die Beamten: „Unten bei der U-Bahn hat gerade ein Schwarzer Drogen vertickt.“Die beiden Polizisten sehen einander kurz an. „Jetzt nicht“, sagt der eine. „Bis wir dort sind, ist der schon wieder weg.“Sie nehmen lieber die Daten des jungen Mannes auf, der zuvor die Frau bedroht haben soll.
Polizist: „Katastrophe“
Den lassen sie aber schließlich wieder gehen. „Aussage gegen Aussage – da können wir nichts machen, jetzt.“Der Mann war den Beamten nicht bekannt, man werde ihn aber im Auge behalten, sagen sie. „Katastrophe“, murmelt einer der Polizisten. „Man merkt schon, dass es schlimmer wird.“
Schlimm, damit meint der Beamte die Situation rund um den Bahnhof Floridsdorf. Ein Ort, der so wie der Praterstern gern mit dem Attribut „Brennpunkt“versehen wird. Auch wenn der Franz-Jonas-Platz vor dem Gebäude auf den ersten Blick keineswegs wie ein solcher wirkt. Zwei Jugendliche sitzen mit ihrer Gitarre an einem kleinen Brunnen. Nicht jeder Ton sitzt, trotzdem bleiben einige Passanten stehen und hören zu.
Die Parkbänke rundherum sind fast alle besetzt. Im Schatten der Bäume schützen sich die Men- schen vor der Sonne. Man sitzt in kleinen Gruppen, fast jeder hat ein Dosenbier vor sich stehen. „Gute Abkühlung, wenn’s so heiß ist“, sagt einer lächelnd, der sich mit mehreren Freunden eine Parkbank teilt.
Alkohol, der ist hier erlaubt. Noch? Am Praterstern gilt seit nunmehr einer Woche ein Alkoholverbot. Die Stadtregierung erhofft sich davon, dass der Hotspot entschärft wird. Der Floridsdorfer Bahnhof liegt nur drei Schnellbahnstationen entfernt. Die Nachricht vom Alkoholverbot hat auch hier längst die Runde gemacht.
„Kann schon sein, dass die dann zu uns kommen. Irgendwo müssen s’ ja hin“, sagt einer der Männer, die hier, wie er sagt, jeden Tag vor dem Bahnhof sitzen und trinken. Ein anderer unterbricht ihn: „Das Alkverbot funktioniert doch eh ned“, sagt er lallend. „Wenn ich ein Bier saufen will, dann sauf ’ ich eins. Da kann mich keiner aufhalten.“Er nimmt einen großen Schluck, rülpst leise und setzt sich wieder.
Das Alkoholverbot am Praterstern sei „auf jeden Fall sinnvoll“, sagt ein Polizist, der erst seit Kurzem hier in Floridsdorf stationiert ist. Davor war er am Praterstern. „Es hat nur Sinn, wenn das auf allen Bahnhöfen kommt. Sonst verlagert sich das Problem nur“, meint er. Genau das befürchtet auch Georg Papai.
Der rote Bezirksvorsteher in Floridsdorf hat Angst, dass sein Bezirk unter der Maßnahme am Praterstern leiden könnte. Und im Windschatten des Vorschlags seines Parteikollegen – und zukünftigen Bürgermeisters – Michael Ludwig, fordert er nun auch ein Alkoholverbot für den Franz-JonasPlatz. „Ich will nicht abwarten, bis eine Entwicklung einsetzt, die sich jetzt schon erahnen lässt“, schrieb er Ende April auf seiner Website.
Die Ironie um Michael Ludwig
Die Ironie dabei: Ludwig ist selbst Floridsdorfer SPÖ-Chef, von den Bezirksbüros sieht man direkt auf Platz und Bahnhof.
Der ÖBB-Security-Mann, der patrouilliert, wünscht sich nun ebenfalls ein Alkoholverbot für den Bahnhof Floridsdorf. Gerade hat er einen alkoholisierten Mann aus dem Bahnhof begleitet. „Wenn hier jemand Probleme macht“, meint er, „dann schmeiß ich die Typen raus. Da gibt’s nix.“