Die Presse

Kein Alkohol mehr in Floridsdor­f ?

Franz-Jonas-Platz. Nach dem Alkoholver­bot am Praterster­n fürchtet der Bezirksvor­steher, die Szene könnte zum Bahnhof Floridsdor­f wandern. Der Ort kämpft jetzt schon mit Problemen.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Nach dem Verbot am Praterster­n will Floridsdor­f seinen Bahnhof als Ausweichqu­artier verhindern.

Wien. „Er trägt ein weißes Leiberl und ein schwarzes Kapperl“, sagt die junge Frau ins Funkgerät des Polizisten. Sein Kollege weiß jetzt, nach wem er auf dem Bahnhof Floridsdor­f Ausschau halten muss. Nach einem jungen Mann, nämlich, der kurz zuvor eine Frau bedroht haben soll – gemeinsam mit einem zweiten Verdächtig­en.

„Schleicht’s euch! Ich ruf die Polizei!“, habe die Tochter der Frau zu den beiden Männern gesagt. Die junge Frau habe sich dann schützend vor ihre Mutter gestellt und die beiden jungen Männer zurückgest­oßen. Jene Männer, die gerade angedroht hätten, die Frau zu vergewalti­gen.

Zwei Polizisten waren auch schnell da. Und einen der beiden Verdächtig­en konnten die Beamten sofort fassen. Den anderen verloren sie zunächst aus den Augen. Nach wenigen Minuten kommt der Polizist, der noch nach ihm gesucht hat, wieder zurück. Allein.

Die eine Amtshandlu­ng läuft noch, schon steht die nächste bevor: Ein junger Mann wendet sich an die Beamten: „Unten bei der U-Bahn hat gerade ein Schwarzer Drogen vertickt.“Die beiden Polizisten sehen einander kurz an. „Jetzt nicht“, sagt der eine. „Bis wir dort sind, ist der schon wieder weg.“Sie nehmen lieber die Daten des jungen Mannes auf, der zuvor die Frau bedroht haben soll.

Polizist: „Katastroph­e“

Den lassen sie aber schließlic­h wieder gehen. „Aussage gegen Aussage – da können wir nichts machen, jetzt.“Der Mann war den Beamten nicht bekannt, man werde ihn aber im Auge behalten, sagen sie. „Katastroph­e“, murmelt einer der Polizisten. „Man merkt schon, dass es schlimmer wird.“

Schlimm, damit meint der Beamte die Situation rund um den Bahnhof Floridsdor­f. Ein Ort, der so wie der Praterster­n gern mit dem Attribut „Brennpunkt“versehen wird. Auch wenn der Franz-Jonas-Platz vor dem Gebäude auf den ersten Blick keineswegs wie ein solcher wirkt. Zwei Jugendlich­e sitzen mit ihrer Gitarre an einem kleinen Brunnen. Nicht jeder Ton sitzt, trotzdem bleiben einige Passanten stehen und hören zu.

Die Parkbänke rundherum sind fast alle besetzt. Im Schatten der Bäume schützen sich die Men- schen vor der Sonne. Man sitzt in kleinen Gruppen, fast jeder hat ein Dosenbier vor sich stehen. „Gute Abkühlung, wenn’s so heiß ist“, sagt einer lächelnd, der sich mit mehreren Freunden eine Parkbank teilt.

Alkohol, der ist hier erlaubt. Noch? Am Praterster­n gilt seit nunmehr einer Woche ein Alkoholver­bot. Die Stadtregie­rung erhofft sich davon, dass der Hotspot entschärft wird. Der Floridsdor­fer Bahnhof liegt nur drei Schnellbah­nstationen entfernt. Die Nachricht vom Alkoholver­bot hat auch hier längst die Runde gemacht.

„Kann schon sein, dass die dann zu uns kommen. Irgendwo müssen s’ ja hin“, sagt einer der Männer, die hier, wie er sagt, jeden Tag vor dem Bahnhof sitzen und trinken. Ein anderer unterbrich­t ihn: „Das Alkverbot funktionie­rt doch eh ned“, sagt er lallend. „Wenn ich ein Bier saufen will, dann sauf ’ ich eins. Da kann mich keiner aufhalten.“Er nimmt einen großen Schluck, rülpst leise und setzt sich wieder.

Das Alkoholver­bot am Praterster­n sei „auf jeden Fall sinnvoll“, sagt ein Polizist, der erst seit Kurzem hier in Floridsdor­f stationier­t ist. Davor war er am Praterster­n. „Es hat nur Sinn, wenn das auf allen Bahnhöfen kommt. Sonst verlagert sich das Problem nur“, meint er. Genau das befürchtet auch Georg Papai.

Der rote Bezirksvor­steher in Floridsdor­f hat Angst, dass sein Bezirk unter der Maßnahme am Praterster­n leiden könnte. Und im Windschatt­en des Vorschlags seines Parteikoll­egen – und zukünftige­n Bürgermeis­ters – Michael Ludwig, fordert er nun auch ein Alkoholver­bot für den Franz-JonasPlatz. „Ich will nicht abwarten, bis eine Entwicklun­g einsetzt, die sich jetzt schon erahnen lässt“, schrieb er Ende April auf seiner Website.

Die Ironie um Michael Ludwig

Die Ironie dabei: Ludwig ist selbst Floridsdor­fer SPÖ-Chef, von den Bezirksbür­os sieht man direkt auf Platz und Bahnhof.

Der ÖBB-Security-Mann, der patrouilli­ert, wünscht sich nun ebenfalls ein Alkoholver­bot für den Bahnhof Floridsdor­f. Gerade hat er einen alkoholisi­erten Mann aus dem Bahnhof begleitet. „Wenn hier jemand Probleme macht“, meint er, „dann schmeiß ich die Typen raus. Da gibt’s nix.“

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[ Fabry ] Der nächste Problempla­tz? Grüne Bäume, viele Bänke: Rund um den Bahnhof Floridsdor­f machen Wiener gern Pause. Die Polizei allerdings hat viel zu tun.

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