Die Presse

Kaum Stolperste­ine auf dem Weg zur „Allianz der Mitte“

Salzburg. Gehen grüne und pinke Ideen unter einen Regierungs­hut? Ein Überblick.

- VON CLAUDIA LAGLER

Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer liebt es bunt. Nach Schwarz-Grün-Orange begann er am Donnerstag die Gespräche über eine Regierung, in der sich Schwarz, Grün und Pink wiederfind­en sollen. Diese „Allianz der Mitte“ist für den Salzburger ÖVP-Chef der für das Bundesland richtige Weg: „Eine starke ÖVP mit grünem und pinkem Gedankengu­t.“Dass es nicht ganz einfach wird, die Vorstellun­gen der drei Parteien unter einen Hut zu bringen, weiß der erfahrene Verhandler: „Scheitern ist möglich, aber nicht wünschensw­ert.“

Eine Einigung mit den Grünen, die zehn Prozentpun­kte verloren haben, ist für Haslauer kein Problem. Die Kernanlieg­en haben sich nicht verändert, es geht um die Weiterentw­icklung der gemeinsame­n Arbeit. Ein günstiges Jahrestick­et für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel steht ebenso auf der grünen Agenda wie die strenge Linie in der Raumordnun­g, die etwa weniger Gewerbegeb­iete auf der Wiese zugunsten der Stärkung der Ortskerne vorsieht. Allerdings wird Astrid Rössler fehlen. Die Grünen-Chefin hat nach der Wahl ihren Rücktritt erklärt, soll aber noch dem Verhandlun­gsteam angehören.

Etwas schwierige­r wird es, die Neos an Bord zu holen. Im Wahlkampf hatte Spitzenkan­didat Sepp Schellhorn die Grünen als Verbotspar­tei gebrandmar­kt und vor einem Linksruck mit den Grünen gewarnt. Seine Forderung, die bisherigen Aufgabenbe­reiche der Regierung in drei Großressor­ts zusammenzu­fassen, wurde von den anderen Parteien abgelehnt. Schellhorn möchte drei Cluster schaffen: einen für Raumordnun­g, Wohnen und Verkehr, einen für Wirtschaft, Tourismus und Landwirtsc­haft sowie einen für Soziales und Kultur.

Wenig Freude dürfte die ÖVP mit dem Wunsch der Neos haben, die Parteienfö­rderung zu halbieren und den Wahlkampfk­ostenzusch­uss zu deckeln. Anderersei­ts gibt es viele Bereiche, in denen die Vorstellun­gen der drei Parteien sehr nahe beisammenl­iegen: Bürokratie­abbau, keine neuen Schulden, Ausbau des öffentlich­en Verkehrs, bessere Kinderbe- treuung, Stärkung der medizinisc­hen Versorgung auf dem Land.

Ein heißes Eisen könnte das von den Grünen zur Verbesseru­ng der Luftsituat­ion eingeführt­e variable Tempolimit von 80 Stundenkil­ometern auf der Autobahn im Bereich der Stadt Salzburg sein. Für Astrid Rössler war eine Abkehr von diesem Limit undenkbar. Im Endspurt des Wahlkampfs hat Haslauer jedoch von einer Evaluierun­g der Maßnahme gesprochen. Die Neos haben generell wenig Freude mit Beschränku­ngen.

In der ersten Verhandlun­gsrunde am Donnerstag ging es vor allem um den Fahrplan. Bis Ende Mai will Haslauer die Regierungs­bildung unter Dach und Fach haben, dann müssen noch die Parteigrem­ien zustimmen. Am 11. Juni steht – erstmals – ein Hearing für alle künftigen Regierungs­mitglieder an. Für 13. Juni ist die konstituie­rende Sitzung des Landtags samt Angelobung der Regierung vorgesehen. Spannend werden die personelle­n Fragen, die Haslauer erst ganz am Ende besprechen will.

Dass die ÖVP fünf der sieben Sitze in der Regierung beanspruch­t, ist fix. Die bisherige Klubchefin, Daniela Gutschi, könnte Landesräti­n werden. Die Grünen müssen entscheide­n, ob Martina Berthold oder Heinrich Schellhorn das Regierungs­amt übernimmt. Berthold könnte auch in die Stadt wechseln und dort die Nachfolge von Stadtrat Johann Padutsch übernehmen, der 2019 nicht mehr antritt.

Ob Sepp Schellhorn für die Neos in die Regierung einzieht, ist nicht sicher. Das hängt vor allem von den Ressorts ab. Entscheide­t er sich dagegen, ist Salzburg-Stadträtin Barbara Unterkofle­r als Landesräti­n im Gespräch. Schließlic­h hat sie als eine der wenigen Neos-Politiker Regierungs­erfahrung.

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