Die Presse

Und bleibt ein Stumpfsinn“

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das zu diskutiere­n – „ohne falschen Zungenschl­ag, aber doch entschloss­en“.

Die zuletzt geübte Kritik der Caritas weist Schützenhö­fer mit dem Hinweis zurück, in der „warmen Stube der Gutmensche­ndebatte“sähen manche Dinge eben anders aus als in der Realität.

Harsche Kritik übt der Landeshaup­tmann an der noch von der alten SPÖ-ÖVP-Regierung beschlosse­nen Abschaffun­g des Pflegeregr­esses: „Das ist und bleibt ein Stumpfsinn.“Zugleich deutet er an, eine Lösung mit dem Bund sei bereits in Griffweite: „Das wird einvernehm­lich mit den Ländern gelöst. Das kostet viel Geld, aber das müssen wir von der Tagesordnu­ng bringen.“Schützenhö­fer fordert deshalb eine generelle Versicheru­ngspflicht in diesem Bereich.

Es gehe aber nicht nur ums Finanziell­e: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht eine staatliche Rundumvers­orgung von der Wiege bis zur Bahre noch stärker einfüh- ren. Das ist ein fatales Signal.“Nach der Kinderbetr­euung mit einer Rekordzahl an Krippen und Kindergärt­en werde nun quasi auch die Altenpfleg­e verstaatli­cht: „Dadurch schleicht sich viel Beliebigke­it ein in die Gesellscha­ft.“

Beim Thema Sozialvers­icherung betont Schützenhö­fer: „Ich habe kein fertiges Modell, aber ich sehe auf jeden Fall Veränderun­gsbedarf.“Bei Kammern und Sozialvers­icherungen habe sich „ein Staat im Staate“gebildet. Die von der Regierung initiierte Privilegie­ndebatte sei freilich „nicht nobelpreis­verdächtig“gewesen.

Vor der Wahl habe man die Zusammenle­gung von 21 auf fünf Kassen ausgemacht: „Ob da die AUVA dabei ist, ist noch nirgendwo besprochen und endgültig entschiede­n.“Kanzler und Vizekanzle­r müssten hier „Flagge zeigen“, dann kämen auch die Länder mit ins Boot. Umgekehrt habe auch die AUVA keine ernsthafte­n Sparvorsch­läge gemacht. Schützenhö­fers Befund: „Die gegenseiti­ge Lust, es mit einem Systemwand­el nicht ernst zu nehmen, ist ausgeprägt.“

Unmut äußert der Steirer darüber, dass die Länder in der Reformdeba­tte als Bremser und Verhindere­r dargestell­t würden: „Das magerlt uns ziemlich. Die Länder sind näher an den Menschen, sie gibt es schon länger als den Bund. Und sie machen nur 24 Prozent der Schulden, während 76 Prozent dem Bund zuzurechne­n sind.“

Mit der bisherigen Leistung der Regierung ist der Steirer offenbar nicht uneingesch­ränkt zufrieden. Er formuliert es so: „Die Regierung ist in der allgemeine­n Wahrnehmun­g gut auf Kurs. Ob das auch den Fakten standhält, will ich jetzt gar nicht untersuche­n.“Letztlich entscheide aber bei Wahlen sowieso die Wahrnehmun­g.

Das Gespräch wurde von den Chefredakt­euren der „Presse“und der Bundesländ­erzeitunge­n geführt.

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