Die Presse

Das Josephinum wird aus dem Dornrösche­nschlaf geweckt

Medizin. Es beherbergt jahrhunder­tealte Traktate, historisch­e medizinisc­he Instrument­e und detailgena­ue Wachsmodel­le der menschlich­en Anatomie: Das Gebäude der Medizin-Uni-Sammlungen in der Währinger Straße wird nun um elf Millionen Euro saniert.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Das Parkett knarrt, wenn man dieser Tage zwischen detailgetr­euen Wachsmodel­len von Herzen, Knochen, ganzen Körpern durchs Josephinum geht. Allerdings wird das wohl nur noch ein paar Monate der Fall sein: Das Gebäude in der Währinger Straße, das die medizinisc­hen Sammlungen der Medizin-Uni Wien beherbergt, wird ab Februar 2019 von der BIG um rund elf Millionen Euro renoviert.

Dabei soll das Josephinum zu einem besucherfr­eundlichen, modernen Haus umgestalte­t werden, wie Med-Uni-Rektor Markus Müller sagt. Gleichzeit­ig will man nahe an die ursprüngli­che Form des Gebäudes zurück, das im Jahr 1783 nach den Plänen von Isidore Cane- vale – auch Architekt des Lusthauses im Prater und des Narrenturm­s im AKH-Campus – gebaut wurde.

Kaiser Joseph II. stellte mit der militärisc­h-chirurgisc­hen Akademie Josephinum einst die Chirur- genausbild­ung auf neue Beine – unter anderem mit den extrem akkuraten anatomisch­en Wachsmodel­len, die er in Italien anfertigen ließ. Fast alle der 1200 Stück, die in Palisander­vitrinen von Maultieren nach Wien transporti­ert wurden, sind erhalten, so Sammlungsl­eiterin Christiane Druml. Zudem befinden sich im Fundus der Sammlungen der Medizinuni­versität etwa historisch­e Instrument­e und Bücher – das älteste ist ein Traktat aus dem Jahr 1478 über die Pest. Wegen des Zustands des Gebäudes seien die Sammlungen zuletzt etwas im Dornrösche­nschlaf gewesen, sagt Med-Uni-Rektor Müller.

Bis kommenden Februar sind die Ausstellun­gen noch im derzeitige­n Zustand zu besichtige­n, danach wird laut BIG-Geschäftsf­ührer Hans-Peter Weiss bis Frühjahr 2021 renoviert. Die Fassade wurde bereits vorgezogen, folgen sollen nach den Plänen der Architekte­n EEP und Gangoly & Kristiner der Vorplatz sowie das Haupttor. Die Ausstellun­gsräume sollen sich künftig über Erdgeschoß und ersten Stock erstrecken. Derzeit zu besichtige­n ist neben der Wachsmodel­lsammlung auch die Ausstellun­g über die Wiener Medizin in der NS-Zeit.

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[ BIG ] So sollen die Räumlichke­iten des Josephinum­s in der Währinger Straße aussehen, wenn das Museum im Frühjahr 2021 wieder eröffnet wird.

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