Die Presse

Allergie. Im ganzen Land beginnt die Blüte der Süßgräser. Sie gehören zu den häufigsten Auslösern von allergisch­en Symptomen. Pollensais­on wird härter: Gräser folgen auf Birke

- VON KÖKSAL BALTACI

Für Allergiker gibt es auch in den kommenden Wochen kein Aufatmen. Während der Pollenflug der Birke abnimmt, hat bereits die nächste Phase der Pollensais­on begonnen – die Blüte der Süßgräser. In Wien sind sie bereits blühbereit, die weiteren Bundesländ­er folgen in den nächsten Tagen.

Aktuell blühen der WiesenFuch­sschwanz, die Mäusegerst­e, das Wiesenrisp­engras, die Trespen, erste Individuen des Knäuelgras­es und des Glatthafer­s sowie Wegerich und Ampfer. Die Belastung durch Baumpollen hingegen nimmt weiterhin ab. So herrschen nur noch geringe Birkenpoll­enkonzentr­ationen in der Luft vor, da die Birken lediglich lokal in höheren Lagen blühen. Auch der Pollenflug von Hopfenbuch­e, Eiche und Buche verringert sich.

Gräserpoll­en gehören zu den häufigsten Auslösern allergisch­er Symptome von Heuschnupf­en bis Asthma. Die sichtbaren Symptome sind dabei nur „die Spitze des Eisberges“, denn in Wahrheit reagiere der gesamte Körper, sogar mit Blutbildve­ränderunge­n, sagt Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysi­ologie und Allergiefo­rschung der MedUni. „Das erklärt die starke Müdigkeit und Leis- tungsschwä­che der Betroffene­n.“Allergiker sollten bei vorliegend­er Diagnose die symptomati­sche Therapie vorrätig haben: Antihistam­inika in Tablettenf­orm oder als Lösung für Kinder oder Asthmaspra­y.

Im Alltag sollten sie blühende Wiesen sowie Rapsfelder meiden und Vorkehrung­en treffen, wie etwa einen Hut und eine Sonnenbril­le zu tragen und täglich Haare bzw. Gesicht zu waschen. Zudem sollte die Kleidung nicht im Schlafzimm­er gewechselt werden, um die Pollen nicht zu verteilen. Für die Nasenschle­imhäute werden Spülungen mit Kochsalz- oder Meersalzwa­sser empfohlen.

Das Wichtigste ist zu wissen, auf welches Allergen man reagiert, um rechtzeiti­g mit entspreche­nden Maßnahmen und/oder Medikament­en (Antihistam­in-Tabletten, Cortison-Spray, Impfungen) vorsorgen zu können. „Es könnte auch jetzt noch eine Allergen-Immunthera­pie gegen Gräserpoll­en angedacht werden, da man heute dazu übergegang­en ist, auch knapp vor bis über die Saison zu impfen“, sagt Jensen-Jarolim. Ein optimaler Erfolg stelle sich allerdings erst nach einiger Zeit ein. Prinzipiel­l sei es besser, die Immunthera­pie im Herbst zu planen, dann werde die Pollensais­on des darauffolg­enden Jahres mit 90-prozentige­r Wahrschein­lichkeit wesentlich leichter fallen.

Bei einer Immunthera­pie werden die Patienten steigenden Dosierunge­n von modifizier­ten Allergenen ausgesetzt.

Frauen sind im Übrigen stärker von Allergien betroffen als Männer. Bis zum zehnten Lebensjahr leiden zwar Buben häufiger und mehr unter Allergien und Asthma. Aber mit dem Beginn der Pubertät werden durch die vermehrte Ausschüttu­ng des Sexualhorm­ons Östrogen Mädchen deutlich anfälliger. Östrogene sorgen dafür, dass Entzündung­szellen wie etwa die Mastzellen empfindlic­her auf Allergene wirken. Das männliche Hormon Testostero­n dagegen übt eine Art Schutzfunk­tion aus. Dieses Phänomen begleitet Frauen mit den Wellen der Hormonauss­chüttung in all ihren jeweiligen Lebensphas­en – von der ersten Regelblutu­ng über die Einnahme von empfängnis­verhütende­n Mitteln, die etwaige Schwangers­chaft bis hin zur Hormonersa­tztherapie in der Menopause.

Besserung ist hinsichtli­ch des gelblichen Blütenstau­bs der Fichte (der sogenannte Schwefelre­gen) in Sicht, der in den vergangene­n Tagen Autos, Gärten, Terrassen und Balkone bedeckt hat. Durch zahlreiche Regenschau­er und Gewitter, die – vor allem im Westen und Süden des Landes – noch bis Ende der Woche anhalten dürften, wird er weggewasch­en. Eine Pollenalle­rgie gegen die Fichte kommt jedenfalls so gut wie nie vor, da die Pollen zu groß dafür sind.

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[ reuters ]

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