Die Presse

Wenn der Maikäfer um die blühende Fichte fliegt

Manche Bäume und manche Tiere haben nur alle paar Jahre ihren großen Moment.

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Eshat überhaupt keinen Sinn, die gelbe Schicht zu entfernen, die derzeit unser Leben bedeckt. Also lassen Sie Ihr Auto dreckig, die Fenster ungeputzt, die Gartenmöbe­l staubig, es wäre verlorene Liebesmüh. Setzen Sie sich aber lieber nicht mit weißen Hosen drauf. Weiße Hosen sind grundsätzl­ich ein Irrtum, wenn es sich nicht um Berufsklei­dung handelt.

Es kommt noch mehr Gelb von oben, wenn man Fichtenpol­lenexperte­n glaubt. Denn auf die Hauptblüte­zeit der Bäume folgt die Nachblüte, die sogar bis Anfang Juli dauern kann. Diese Fichten machen sich ganz schön bemerkbar. Irgendwie verständli­ch, sie kommen ja nur alle vier bis sieben Jahre dran und fristen sonst ein recht unspektaku­läres Leben.

Lang warten mussten auch die Maikäfer, rund vier Jahre dauert ihre Entwicklun­g, aber keiner hat sie in der Zwischenze­it vermisst. Ein Jahr, in dem der Sommer bereits im April begann, die Fichten blühen, die Maikäfer fliegen und die Birkenpoll­ensaison nahtlos in die der Gräserpoll­en übergeht, muss ein besonderes sein. Die meisten Blitze gab es ja bereits. Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass es mehr Zecken denn je gibt, die Gelsen ungewöhnli­ch groß sind und auch die Hornisse ein Comeback feiert, während die Biene um ihr Überleben kämpft.

Soviel rekordverd­ächtige Natur war schon lang nicht mehr, und selbst in der Stadt ist der Feinstaub wegen des Sands aus der Wüste derzeit bio. All diese Phänomene haben entweder mit der extremen Kälte, der extremen Wärme, der extremen Trockenhei­t oder den extremen Niederschl­ägen zu tun. Dies könnte vielleicht auch erklären, warum so viele Leute derzeit so extrem schlecht gelaunt sind. Wenn die Natur so übertreibt, kann der Mensch doch einmal sauer sein. Denn wo soll er denn bloß hin, um sich zu beschweren?

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