Die Presse

„Menstruati­onsarmut – wo bleibt da die Würde?“

- Web: www.weekofdign­ity.org

Eine 70-Jährige, die ihren herrischen Mann erträgt und sich erst scheiden lässt, als die Kinder ausgezogen sind. Die mit Mitte 50 natürlich keinen Job mehr findet und sich heute, im Alter, im Winter aussuchen kann: Will sie an diesem Tag heizen – oder essen?

Wo bleibe da die Gleichstel­lung – geschweige denn die Würde dieser Frau? Es war ein eindrucksv­olles Statement, mit dem Vera Hinterdorf­er, Vertreteri­n der Plattform „Sichtbar werden“und der Armutskonf­erenz, gemeinsam mit Martina Schöggl von Sorority die Wiener Woche der Würde er- öffnete: ein geistesges­chichtlich­er Abriss zur Würde von Cicero bis Kant und Schiller, ergänzt durch Anschaulic­hes. Dass es in Österreich etwa Menstruati­onsarmut gebe (will heißen: dass sich Frauen nötige Hygienepro­dukte nicht leisten können), schockiert­e auch die Männer im Publikum. Hinterdorf­er plädierte dafür, Fragen der Würde fernab von Ideologien zu führen. Man müsse sich nur immer wieder fragen: „Ist es gut oder schlecht?“

Ein Zugang, so die Hoffnung am Donnerstag im Habibi & Hawara, der sich auch durch die übrige Woche der Würde ziehen möge. Auf dem Programm steht heute noch etwa das Thema Flucht in der Peterskirc­he, am Samstag am Cobenzl Medien, Menschenre­chte und Lebensfreu­de. Was es heißt, von Armut betroffen zu sein, weiß die 33-jährige Hinterdorf­er übrigens selbst ganz genau: Sie sitzt wegen eines Gendefekts im Rollstuhl und ist in Invaliditä­tspension.

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