Die Presse

Goldman Sachs steigt in den Handel mit Bitcoins ein

Geld. Ist Bitcoin Betrug? Ein Pyramidens­piel? Nein, sagt Goldman Sachs. Die Bank beginnt in wenigen Wochen mit dem Bitcoin-Handel.

- VON NIKOLAUS JILCH

Goldman Sachs eröffnet das Rennen um die Kryptowähr­ung Bitcoin an der Wall Street. Binnen Wochen will die legendäre Investment­bank als erster großer institutio­neller Player in den Bitcoin-Markt einsteigen und mit eigenem Geld im Namen der Kunden handeln. Das berichtet die „New York Times“.

Goldman wird anfänglich jedoch nicht direkt mit Bitcoins handeln, sondern mit Derivaten, die den Bitcoin-Preis abbilden. Das sei notwendig, da es die Behörden der Bank noch nicht erlauben, direkt auf dem unregulier­ten Markt für Kryptowähr­ungen tätig zu werden.

Aber auch das könnte sich bald ändern. Die US-Aufsicht arbeitet fieberhaft an der Frage, wie mit Bitcoin, Ethereum und anderen Blockchain-Assets umzugehen ist. Die Blockchain ist die Bitcoin zugrunde liegende Software, eine Art digitales, dezentral gespeicher­tes Kassabuch.

Dass mit Goldman der wohl klingendst­e Name an der Wall Street überhaupt in den Markt für Kryptowähr­ungen einsteigt, wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen, schreibt die „Times“. Kritiker sehen in Bitcoin einen Betrug – oder ein Pyramidens­piel. Goldman-Vizepräsid­entin Rana Yared sagte der Zeitung, dass man Bitcoin nicht für einen Betrug halte – aber auch nicht für eine Währung. Man sieht Bitcoins als Rohstoff – vergleichb­ar mit Gold.

Einige Kunden hätten bereits Interesse angemeldet, diesen Rohstoff in das Portfolio aufzunehme­n. „Das kommt bei uns an, wenn ein Kunde sagt, dass er Bitcoins als Wertspeich­er halten will“, sagte Yared. Der Bitcoin-Handel wird erst einmal in der Abteilung für Fremdwähru­ngen angesiedel­t und soll vom 38-jährigen Justin Schmidt geleitet werden, der erst vor wenigen Wochen zu Goldman gestoßen ist.

Er war bis 2017 als Händler beim Hedge Fonds Seven Eight Capital tätig und machte sich dann selbststän­dig, um auf eigene Faust Bitcoins zu handeln. Schmidt wird nun der erste Trader für „digitale Assets“in der Geschichte der traditions­reichen Investment­bank. Er will auch in den Markt mit „echten“Bitcoins einsteigen und diese für die Kunden von Goldman handeln, sobald die Bank von der Fe- deral Reserve und anderen Aufsichtsb­ehörden dafür grünes Licht bekommen hat. Bis dahin sei noch zu klären, wie die Bank die „digitalen Assets“im Namen der Kunden sicher aufbewahre­n kann.

Im Fahrwasser von Bitcoins, das von den meisten Behörden als Rohstoff gesehen wird, sind in den vergangene­n Jahren Hunderte weitere Krypto-Assets entstanden, die in Form und Funktion zum Teil extrem unterschie­dlich sind. Goldman Sachs will sich in einem ersten Schritt aber nur auf die Bitcoins selbst beschränke­n. Neben dem Handel mit bereits vorhandene­n Derivaten wie Bitcoin-Futures will Goldman bald auch eigene Produkte rund um Bitcoins gestalten und den Kunden anbieten. Dass Bitcoins vor allem an obskuren, unregulier­ten Börsen gehandelt werden, sei zwar ein Risiko, so Goldman. „Aber es ist kein neues Risiko, das wir nicht verstehen. Es ist nur ein erhöhtes Risiko, bei dem wir besonders aufmerksam sein müssen“, so Rana Yared.

Bitcoins werden von Computern „geschürft“. Das System ist darauf ausgelegt, dass es maximal 21 Millionen Bitcoins geben wird. Zuletzt stand der Preis für einen Bitcoin bei rund 7000 Dollar. GoldmanBan­kerin Yared berichtete, dass Klienten wie etwa Hedge Fonds sich erkundigt hätten, wie sie an Bitcoins kämen. Auch hätten sich Stiftungen gemeldet, die Spenden in der Form von Bitcoins erhalten haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Goldman versucht seit geraumer Zeit, sich als besonders innovative Investment­bank zu positionie­ren.

Bei der Konkurrenz ist man oft skeptische­r. Jamie Dimon, der Chef von JP Morgan, hat Bitcoin einen „Betrug“genannt. Eine Aussage, für die er sich später entschuldi­gt hat. Bitcoin scheint trotz der Aussagen von Jamie Dimon ohnehin an der Wall Street angekommen zu sein. Nicht nur Goldman und Hedge Fonds wollen auf den Markt. Erst kürzlich wurde bekannt, dass auch der Fonds des Megaspekul­anten George Soros bald in den Markt für Kryptowähr­ungen einsteigen könnte.

Newspapers in German

Newspapers from Austria