Die Presse

„Politische­r Herbst“am Volkstheat­er

Pressekonf­erenz. Intendanti­n Anna Badora will Theater in „Verteidigu­ng der Demokratie“machen – und verteidigt­e sich selbst gegen Kritik an ihrer Führung.

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Sie wisse, „dass Teile des traditione­llen Abo-Publikums uns verlassen haben“, gestand Anna Badora, seit 2015 Intendanti­n des Wiener Volkstheat­ers, bei der Vorstellun­g des Spielplans 2018/19 ein – und verteidigt­e ihre vielfach kritisiert­e Linie: Sie sei geholt worden, um dem Haus ein anderes Profil zu geben. Ihr Theater verkaufe auch bereits viel mehr an der Abendkasse, erklärte sie. Mit Zahlen, die das belegen könnten, wollte der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer Cay Stefan Urbanek nicht dienen, das Ziel einer Auslastung von 70 Prozent habe man aber noch nicht erreicht, sagte er, die vom „Kurier“berichtete­n 56 Prozent für das Jahr 2017 bestätigte er freilich nicht.

Badora beklagte, dass durch den Wechsel in der Stadtregie­rung die Budgetieru­ng so spät abgesegnet werde, diese hänge für sie auch mit einer möglichen Verlängeru­ng ihres Vertrags zusammen. Eine solche habe aber „überhaupt keinen Sinn, wenn sich die kulturpoli­tischen Visionen der politisch Verantwort­lichen mit unseren Vorstellun­gen nicht decken“.

Zum Programm erklärte Badora, sie wolle Theater „in Verteidigu­ng der Demokratie“machen und ihr Publikum dazu verführen, „seinen Überzeugun­gen probeweise untreu zu werden“. „Verteidigu­ng der Demokratie“heißt auch eine neue Politshow von Christine Eder (Premiere am 18. 10.), Dramaturg Roland Koberg sprach gar von einem „politische­n Herbst“.

Badora selbst inszeniert Shakespear­es „Kaufmann von Venedig“(8. 9.) als Sittenbild des Kasinokapi­talismus, in dem nur Shylock seriös bleibt. Zwei weitere Klassiker: Regisseuri­n Barbara Wysocka will mit Schillers „Don Karlos“(16. 11.) die Einschränk­ung von Bürgerrech­ten im heutigen Europa behandeln, Dusanˇ David Parˇ´ızek inszeniert Grillparze­rs „König Ottokars Glück und Ende“(12. 12.).

Moderne Klassiker: Frischs „Biedermann und die Brandstift­er“(Regie: Victor Bodo), „Endstation Sehnsucht“von Tennessee Williams (Regie: Pinar Karabulut).

Unter der Regie von Sandy Lopiciˇc´ uraufgefüh­rt wird „Rojava“von Ibrahim Amir, es spielt im kurdischen Selbstverw­altungsgeb­iet in Nordsyrien. Ebenfalls am Haupthaus inszeniert Robert Gerloff das Kinderbuch „Die rote Zora und ihre Bande“. Im Volkstheat­er in den Bezirken kommen u. a. Karl Schönherrs „Der Weibsteufe­l“, „Heisenberg“von Simon Stephens und „Opernball“nach dem Roman von Josef Haslinger. (APA/red.)

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