Das Zeugnis der Atombehörde
IAEA. Die internationalen Inspektoren erhalten regelmäßig Zugang zu den Anlagen und Reaktoren. Kopfzerbrechen macht der Atombehörde jedoch ein von Teheran geplantes Reaktorschiff.
Ob der Iran das Wiener Atomabkommen umsetzt oder nicht, das kontrolliert die ebenfalls in Wien angesiedelte Internationale Atomenergie-Organisation IAEA. Die regelmäßige Überwachung ist zunächst eines: kostspielig. 9,2 Millionen Euro braucht die Behörde jährlich für die Beaufsichtigung, die sie eigenen Angaben zufolge seit dem Tag des Beginns der Vertragsumsetzung, dem 16. Jänner 2016, wahrnimmt.
Den jüngsten Bericht hat die Behörde im Februar veröffentlicht – und stellt dem Iran großteils ein gutes Zeugnis aus. So habe das Land den Schwerwasserreaktor nahe der Stadt Arak (IR-40 genannt) entgegen der ursprünglichen Pläne nicht fertiggestellt, wie das die Verhandler im Atomabkommen auch vereinbart hatten. Somit hatte der Iran auch weniger Uran in Verwendung, schreibt die Behörde; bereits vorhandenes Natururan sei unter Verschluss, wobei die IAEA Zugang zu den Beständen habe. Insgesamt verfüge das Land über 119 Tonnen schweres Wasser (dabei ist der Wasserstoff im H2O nicht normaler, sondern dessen Isotop Deuterium). Schwerwasserreaktoren, in denen übrigens Plutonium als Nebenprodukt entsteht, laufen schon mit nicht angereichertem Uran, man erspart sich also die Anreicherung von Uran und bleibt unterhalb jener 130 Tonnen wie im Abkommen ausgemacht.
Zentrifugen entfernt
Anreicherung von Uran ist den iranischen Wissenschaftlern in der Atomanlage Natanz möglich – hier hält die IAEA fest, dass dies auch weiterhin passiere. Dennoch habe Teheran 20 Ersatz-Zentrifugen, die für diesen Prozess notwendig sind, aus Natanz entfernt. Auch habe die Anreicherung von Uran den Grad von 3,67 Prozent nicht überstiegen. Um Atomwaffen herzustellen, ist eine viel höhere Anreicherung notwendig, mindestens 85 Prozent. Im gesamten Vorjahr habe der Iran nicht mehr als 300 Kilogramm niedrig angereichertes Uranium besessen, so wie in Wien vereinbart worden war.
Überhaupt habe der Iran die Forschung und Entwicklung im Atombereich heruntergefahren. In ihrem Bericht halten die Inspektoren auch fest, dass ihnen die iranischen Behörden Visa ausgestellt und
den Zugang zu den Zentrifugen und Atomanlagen regelmäßig gewährt haben. Zum Vergleich: Während 2013 nicht mehr als 1500 Inspektoren einreisen durften, waren es 2017 bereits 3000. Ebenfalls in diesem Zeitraum haben die Ermittler um knapp 90 Prozent mehr Überwachungskameras in den betreffenden Anlagen installiert.
Kopfzerbrechen bereitet der IAEA jedoch ein neues iranisches Projekt: Im Jänner ließ Teheran wissen, dass die Marine den Bau eines Reaktorschiffes plane. Das Atomabkommen sieht vor, dass jegliche Neupläne der Behörde nicht nur mitgeteilt, sondern auch detailliert beschrieben werden müssen. Eine entsprechende Nachfrage der IAEA blieb bisher unbeantwortet.
Umstritten ist auch die Rolle der militärischen Forschungsanstalt Parchin unweit von Teheran. Iranische Aktivisten sind über- zeugt, dass Wissenschaftler in diesem streng abgeschirmten Komplex weiterhin an dem Atomprogramm weiterarbeiten. So sollen dort Sprengstofftests durchgeführt worden sein. Parchin ist als Militärareal nicht Teil der Wiener Atomvereinbarung. IAEA-Experten bekommen selten Zutritt.
US-Präsident Donald Trump macht bereits seit geraumer Zeit gegen den Atomdeal mobil. Ein Medienbericht rückt nun Trump in die Nähe der IAEA-Überwachung, und zwar über den Milliardär und Trump-Unterstützer Peter Thiel. Seine Firma „Palantir“hat der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge die Software generiert, die IAEA-Inspektoren für die Überwachung der Atomanlagen benutzen würden. Mittels dieser sei Palantir an geheime Atom-Informationen gekommen – und über Palantir dann Geheimdienste wie CIA und Mossad. (duö)