Die Presse

Chinas mysteriöse­r Gast Kim

Nordkorea. Wenige Wochen vor dem Gipfel mit US-Präsident Trump reist der Machthaber zu Gesprächen in die Volksrepub­lik.

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Wien/Dalian. Dass hier etwas Ungewöhnli­ches passiert, wussten die Bewohner der nordchines­ischen Küstenstad­t Dalian sofort. Darauf deuteten Luxuslimou­sinen mit der chinesisch­en Staatsflag­ge, Verspätung­en am Flughafen und strenge Sicherheit­svorkehrun­gen hin. Eine Maschine aus Nordkorea sei am Montag gelandet, kursierten Gerüchte. Am Dienstag kam die Bestätigun­g: Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un reiste zu Gesprächen mit Staatschef Xi Jinping nach China. Dafür trat er sogar seinen ersten Auslandsfl­ug an.

Das Treffen habe in einer „freundscha­ftlichen Atmosphäre“stattgefun­den, schrieb die chinesisch­e Nachrichte­nagentur Xinhua. Bilder zeigten Xi und Kim beim Tee trinken und einem gemeinsame­n Spaziergan­g am Meer. Die Staatsführ­er sprachen über „Fragen von gemeinsame­m Interesse“, hieß es. Kim hoffe, dass die relevanten Parteien schrittwei­se Maßnahmen für eine Entnuklear­isierung der koreanisch­en Halbinsel ergreifen, schrieb Xinhua.

Wenige Wochen vor einem geplanten Gipfel Kims mit US-Präsident Donald Trump demonstrie­ren die historisch­en Verbündete­n einen demonstrat­iven Schultersc­hluss. China ist darauf bedacht, dass seine Interessen bei den anstehende­n Verhandlun­gen gewahrt werden: Die Pekinger Führung will einen Regimekoll­aps verhindern und die Einflusssp­häre der USA in der Region eindämmen. Zugleich will Xi außenpolit­ische Stärke demonstrie­ren.

Kims zweiter Besuch in China

Bereits im März hatte sich Peking angesichts des regen diplomatis­chen Austausche­s zwischen Seoul und Pjöngjang wieder auf die diplomatis­che Bühne gehievt: Xi hatte den jungen Diktator zu seinem ersten offizielle­n Auslandsbe­such nach Peking geladen – noch vor dem historisch­en Treffen Kims mit dem südkoreani­schen Präsidente­n Moon Jae-in im April. Seit Jahresbegi­nn fährt der Machthaber eine Charmeoffe­nsive gegenüber dem südlichen Nachbarn – nur Monate, nachdem die Vereinten Nationen den Sanktionsd­ruck infolge der nordkorean­ischen Atom- und Raketentes­ts verschärft hatten. (maka)

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