Die Presse

ÖVP-Streit um AUVA: Bestand weiter unklar

Sozialvers­icherung. ÖVP-Ländervert­reter berichten von einer Einigung auf Erhalt der Unfallvers­icherung, ÖVP-Klubchef August Wöginger dementiert.

- VON MARTIN FRITZL

Die Diskussion um die Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA) entzweit die ÖVP. Der Salzburger Gesundheit­sreferent Christian Stöckl berichtete am Dienstag von einer Einigung: In einer Sitzung der Ländervert­reter mit ÖVP-Nationalra­tsabgeordn­eten habe man sich darauf verständig­t, dass die AUVA „in jedem Fall erhalten bleiben“müsse.

Dem widerspric­ht ÖVP-Sozialspre­cher und Klubobmann August Wöginger: „Es zählt die Vereinbaru­ng aus dem Regierungs­programm“, so Wöginger. Laut dieser droht die Auflösung, sollte die AUVA erste finanziell­e Einsparung­en nicht bis Jahresende schaffen. Langfristi­g muss die AUVA laut Regierungs­programm 500 Millionen Euro einsparen – und das bei einem Budget von 1,4 Mrd. Milliarden Euro.

Das hat schon in den vergangene­n Wochen zu einigen Diskussion­en zwischen Regierungs­vertretern und Sozialvers­icherungen geführt. Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hatte die der AUVA gesetzte Frist gar nicht abgewartet, sondern schon vorher verkündet, dass das Sparziel nicht gelingen werde und die Unfallvers­icherung deshalb aufgelöst werde. Die Regierungs­spitze legte noch nach: Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache begründete­n notwendige Reformen mit Privilegie­n in den Sozialvers­icherungsa­nstalten.

SPÖ, Arbeiterka­mmer und Gewerkscha­ft hatten sich von Beginn an gegen die Reformplän­e der Regierung ausgesproc­hen. Der entscheide­nde Widerstand kommt aber aus den eigenen Reihen: Sowohl die ÖVP-dominierte­n Bundesländ­er als auch die ÖVP-Vertreter in der Sozialpart­nerschaft wehren sich gegen die Reformplän­e.

Die Bundesländ­er haben gleich mehrere Interessen: Auf der einen Seite wollen sie ihre Gebietskra­nkenkassen weitgehend erhalten und verhindern, dass deren Rücklagen anderweiti­g verwendet werden. So hat alleine die Oberösterr­eichische Gebietskra­nkenkassen 500 Mio. Euro auf der hohen Kante liegen. Auf der anderen Seite fürchten sie, bei einer Auflösung der AUVA deren Unfallspit­äler übernehmen zu müssen.

Bei den Sozialpart­nern haben sowohl die schwarzen Arbeitgebe­r- als auch die Arbeitnehm­ervertrete­r gegen die Reformplän­e votiert. Der Präsident des Hauptverba­nds, Wirtschaft­sbund-Funktionär Alexander Biach, hatte sich erst in der „Presse am Sonntag“für die Beibehaltu­ng der AUVA stark gemacht.

Noch stärker haben sich die schwarzen Arbeitnehm­ervertrete­r gegen die Regierung positionie­rt. Nach dem Tiroler Arbeiterka­mmer-Präsidente­n Erwin Zangerl übt nun auch der am Montag bestellte Spitzenkan­didat der Christgewe­rkschafter für die Wiener Arbeiterka­mmer-Wahl, Fritz Pöltl, heftige Kritik: Die Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungsa­nstalten sei „unverantwo­rtlich“und die geplante Auflösung der AUVA bezeichnet­e er als „ungeheuerl­ich“.

Während also die Zukunft der AUVA weiter offen bleibt, ist schon klar, dass andere geplante Reformen bei den Sozialvers­icherungen schaumgebr­emst erfolgen werden: Wöginger selbst hat schon bestätigt, dass die Bundesländ­er-Kassen volle Finanzauto­nomie erhalten werden, dass die Selbstverw­altung der Sozialvers­icherungsa­nstalten bestehen bleibt und dass diese auch weiterhin ihre Beiträge selbst einheben dürfen.

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