Missbrauchsfall: Klage gegen Stift Kremsmünster
Kirche. Prozessauftakt in Steyr: Ein Ex-Schüler fordert 100.000 Euro Entschädigung. Ein Vergleich steht im Raum.
Steyr/Wien. Im Landesgericht Steyr fand am Dienstag der Auftakt eines Schadenersatzprozesses statt: Ein ehemaliger Internatsschüler des oberösterreichischen Stifts Kremsmünster (Internatszeit: 1987 bis 1996) hat Klage gegen das Stift eingebracht. Der 42-Jährige sagt, er sei vom früheren Internatsleiter sexuell missbraucht worden.
Letzterer, Ex-Pater A., ist 2013 zu zwölf Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. Derzeit sitzt der 84-Jährige die Strafe ab. A. hat mindestens 24 Schüler sexuell missbraucht oder misshandelt.
Der nunmehrige Kläger hat von der Klasnic-Kommission der katholischen Kirche 35.000 Euro erhalten. Dies gab die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt bekannt. Der ehemalige Internatsschüler hat das Benediktinerstift nun aber auf 100.000 Euro Schadenersatz (Schmerzengeld, Verdienstentgang) geklagt.
Das Gericht klärt zunächst die Frage der Verjährung. Dies soll bis zur nächsten Verhandlung am 26. Juni geschehen. Bis dahin sollen Vergleichsgespräche zwischen Kläger und Beklagten anlaufen. Beide Parteien haben bereits Bereitschaft zur Einigung kundgetan.
Vorwürfe auch gegen Priester
Zuletzt ist ein weiterer Fall bekannt geworden: Eine 40-jährige Frau erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Priester. Von sexuellen Angriffen ist die Rede. Die Frau hatte 1995 Zwillinge auf die Welt gebracht. Der Priester gestand die Vaterschaft zu.
Dies sei schon damals bekannt geworden, erklärte der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller. Der Priester sei im Amt be- lassen worden, da man annahm, das Verhältnis sei einvernehmlich gewesen. Angefangen hatte alles, als die Betroffene noch minderjährig war. Laut Prüller müsse man sich daher fragen, „ob man nicht diese Beziehung als solche schon als missbräuchlich ansehen muss“.
Die Frau hatte die Zwillinge zur Adoption freigegeben. Den Vorwurf, sie sei von der Kirche dazu gedrängt worden, weist die Erzdiözese zurück. Kardinal Schönborn versprach „rasch und wirksam“zu helfen. (m. s./APA)