Die Presse

Migration und Asyl gehören sauber getrennt

Wir brauchen Wirtschaft­smigration – aber nach strikten Kriterien.

- Josef.urschitz@diepresse.com

F adi Alshamas, Syrer, Uni-Abschluss, hoch qualifizie­rt, ist 2016 nach Deutschlan­d gekommen. Nicht als Flüchtling, sondern ganz offiziell mit dem Flugzeug als gefragte Fachkraft. Aber mit den Jobs klappte es dann doch nicht so recht: Die Ausländerb­ürokratie warf ihm einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine. Jetzt gab er, berichtet die „Deutsche Welle“, genervt auf: Er stellte einen Asylantrag, womit, wie ihm Experten bescheinig­en, seine Chancen auf Aufenthalt und Job recht deutlich steigen.

Das ist verrückt, hat aber offenbar Methode in Deutschlan­d. Und wohl auch in Österreich: Die Zuwanderun­g dringend benötigter Fachkräfte aus Drittstaat­en ist mit extrem hohen und äußerst bürokratis­chen Hürden versehen, weshalb auch beispielsw­eise die zu diesem Zweck geschaffen­e Rot-Weiß-Rot-Karte zum Megaflop geworden ist. Auf der anderen Seite schaut man der großflächi­gen Einwanderu­ng schlecht bis gar nicht qualifizie­rter Wirtschaft­smigranten über die Asylschien­e ungerührt zu.

Das traurige Ergebnis: Die Fachkräfte­lücke steigt in beiden Ländern ebenso konstant an wie die Zahl jener, die mangels Jobfähigke­it auf staatliche Daueralime­ntation angewiesen sind. I n Deutschlan­d wird nun sehr intensiv darüber diskutiert, wie man dieses Problem durch ein vernünftig­es Einwanderu­ngsgesetz lösen könnte. Am österreich­ischen Beispiel sieht man, dass ein solches allein noch nichts nützt: Wir haben eines seit 2011, aber die Probleme sind die gleichen wie beim nördlichen Nachbarn.

Die Sache braucht nicht nur ein Gesetz, sondern auch politische­n Willen. Nämlich den, endlich Asyl von Wirtschaft­smigration sauber zu trennen und Letztere weitgehend an sehr strikte Kriterien etwa nach kanadische­m Modell zu binden. Ohne allerdings, so wie jetzt, die Zermürbung­sbürokrati­e anzuwerfen.

Die Demografie sagt uns, dass wir qualifizie­rte Zuwanderun­g dringend brauchen werden, die wir aus den ausgetrock­neten EU-Märkten aber nicht bekommen. Allerdings haben hier strikte Wirtschaft­skriterien zu gelten. Sonst werden wir ein riesiges Desaster erleben.

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