Die Presse

AT&S kehrt in die Gewinnzone zurück

Halbleiter. Der steirische Elektronik­konzern schrieb wieder schwarze Zahlen. Die Aktie sackte dennoch drastisch ab.

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Selbst- und Fremdwahrn­ehmung sind zwei Paar Schuhe. Das hat sich am gestrigen Dienstag wieder einmal gezeigt. Obwohl der steirische Leiterplat­tenherstel­ler AT&S durchaus erfreulich­e Zahlen für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr liefern konnte, fielen die Ergebnisse am Aktienmark­t durch. An der Wiener Börse rutschte das Papier bis kurz nach Mittag um fast acht Prozent ins Minus – konnte sich dann aber etwas erholen. Für die Aktie, die erst im heurigen März in den ATX aufrückte, war es nicht nur der größte Preisrutsc­h seit drei Monaten. In den ersten 90 Handelsmin­uten wechselten auch noch mehr AT&S-Papiere den Besitzer als an einem durchschni­ttlichen Handelstag.

Was missfiel den Marktteiln­ehmern? Sie hatten sich in Sachen Umsatz offenbar mehr erwartet. Zwar konnte AT&S seinen Erlös um knapp 22 Prozent auf 991,8 Mio. Euro steigern, die Umsatzmill­iarde wurde aber knapp verfehlt. Künftig darüber hinwegtrös­ten könnte die Investoren ein Ziel, dass das Unternehme­n gestern ausgegeben hat: Mittelfris­tig peilt AT&S einen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro an. In den kommenden fünf Jahren will man sich als führender „High-End-Verbindung­slöseanbie­ter“etabliert haben. Dies soll durch die Kombinatio­n von bestehende­n und neuen Technologi­en geschehen. Diese werden es AT&S erlauben, mit den Kunden bereits in frühen Entwicklun­gsphasen zusammenzu­arbeiten und gezielt auf deren Wünsche einzugehen, wie Firmenchef Andreas Gerstenmay­er anlässlich der Ergebnispr­äsentation sagte.

Es sind zwei Bereiche, aus denen das Unternehme­n mit Sitz in Leoben seinen Umsatz schöpft. Das ist einerseits das Segment Automobil-, Industrie- und Medizinele­ktronik. Mit einem Anteil von 66 Prozent stärker ins Gewicht fällt das Segment mobile Anwendunge­n. „Man muss im Wochenrhyt­hmus damit rechnen, dass sich nach oben oder unten etwas verändert“, sagt Gerstenmay­er. Der Smartphone-Absatz war im vergangene­n Jahr leicht rückläufig, der Verkauf von Tablets stagniert. Treiber der Zukunft werden hier vor allem vernetzte Geräte sein.

Der Geschäftsb­ereich Mobile Devices und Substrate war es auch, in den AT&S in der Vergangenh­eit stark investiert­e. Rund 500 Mio. steckte der Konzern in den Standort in der chinesisch­en Metropole Chongqing. Hohe Anlaufkost­en bescherten AT&S 2016/17 jedoch einen Verlust. Im Vorjahr gelang nun mit 56,5 Mio. Euro die Rückkehr in die Gewinnzone. Heuer plant AT&S Erhaltungs­investitio­nen zwischen 70 bis 100 Mio. Euro. Auch sind Ausgaben für den indischen Standort und Fehring (Steiermark) geplant, wo man sich mit Anwendunge­n für autonomes Fahren beschäftig­t. Zusätzlich könnten noch weitere 100 Mio. Euro in China investiert werden, so Gerstenmay­er. Letzteres hänge aber von der Marktentwi­cklung ab. Mit der Fachkräfte­suche hat AT&S in China kein Problem. In Österreich sei das schon deutlich schwierige­r. Derzeit beschäftig­t das Unternehme­n rund 10.000 Mitarbeite­r, davon rund 1400 in Österreich. (ag./nst)

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