Die Presse

Was geschieht, wenn die Sonne stirbt

Astronomie. Viele Sterne illuminier­en am Ende ihres Lebens einen Planetaris­chen Nebel. Ob unsere Sonne genug Masse dafür hat, war unklar. Aber es dürfte reichen.

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In etwa fünf Milliarden Jahren wird die Sonne, die vor etwa 4,5 Milliarden Jahren geboren wurde – als „faint young sun“mit nur 70 Prozent ihrer heutigen Leuchtkraf­t –, ans Sterben gehen: Erst wird sie sich aufblähen zu einem Roten Riesen, der 3000 Mal so hell brennt wie heute, dann wird sie ihre Hülle abwerfen und zum Weißen Zwerg zusammensc­hrumpfen. Sehen wird das auf der Erde niemand mehr, lang vorher schon sind die Meere verdampft, und was brennen konnte, ist Asche geworden. Und die Erde selbst?

Das ist nicht ganz klar: Die Sonne wird sich auf 1,2 Astronomis­che Einheiten (AE) aufblähen, ein AE ist ihr heutiger Abstand zur Erde. Aber sie wird auch Masse verlieren und Gravitatio­n, das tut sie von Anfang an, die Erde entfernt sich deshalb 1,2 Millimeter pro Jahr von ihr, das summiert sich bis zum Roten Riesen auf 0,0002 AE. Dann geht es rascher, die Erde könnte dem Schicksal des Ver- schlungenw­erdens, das die Venus und den Mars ereilt, entgehen. Allerdings gibt es Gegenkräft­e: Wenn die Erde in die äußersten Schichten des Roten Riesen hineingera­ten würde, würde sie gebremst und nach innen gezogen, ein ähnlicher Effekt käme von der Sonne selbst, die durch das Aufblähen langsamer rotiert und andere Gezeitenkr­äfte entwickelt.

Was überwiegt, wird sich erst dann zeigen, und wenn irgendjema­nd es beobachten kann, wird er auch sehen, dass der Rote Riese in sich zusammenbr­icht und zum Weißen Zwerg wird. Vielleicht kommt in dieser Übergangsp­hase noch ein finales Feuerwerk dazu, ein in astronomis­chen Zeiträumen ganz kurzes, das nur 10.000 Jahre lang währt – ein leuchtende­r Planetaris­cher Nebel: Nach dem Abstoßen der Hülle heizt der Kern sich noch einmal auf und illuminier­t die ins All entschwind­ende Hülle. So kurz das dauern wird, so hell wird es, man kann es von der Erde aus auch beim Tod sehr weit entfernter Sonnen sehen.

Aber dazu muss der Kern sich sehr rasch erhitzen, sonst ist die Hülle schon zu weit weg. Deshalb hängt alles daran, welche Masse der Kern noch hat. Und darüber wird seit 25 Jahren gestritten, bisherige Modelle gingen davon aus, dass es mindestens die zweifache Masse der Sonne braucht. Aber das stand im Widerspruc­h zu Beobachtun­gen von Planetaris­chen Nebeln am Ende von masseärmer­en Sonnen.

Deshalb haben Krzysztof Gesicki (Torun, Polen) und Albert Zijlstra (Manchester) neu kalkuliert: Es wird knapp. Unter 1,1 Sonnenmass­en wird das Feuerwerk zwar nicht allzu strahlend, aber doch noch hell genug abbrennen (Nature Astronomy 7. 5.): „Obwohl die Sonne nur einen schwachen Planetaris­chen Nebel haben wird, wird er von Nachbargal­axien aus sichtbar sein“, erklärt Zijlstra. „Wenn Sie dann in zwei Millionen Lichtjahre­n Entfernung in der Andromeda-Galaxie wären, könnten Sie es sehen!“

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VON JÜRGEN LANGENBACH

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