Die Presse

Gipfelglüc­k in dünner Luft

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

D ass die Luft hoch oben bei den Göttern ganz dünn wird, wussten die alten Griechen und Römer zu Zeiten eines Zeus und eines Jupiter. Ein Fehltritt – und schon drohte den Normalster­blichen und solchen, die sich zu Halbgötter­n stilisiert­en, der Absturz.

Dieser Tage bezeugten dies Reinhold Messner und Peter Habeler, die Zweierseil­schaft aus Nord- und Südtirol, die vor 40 Jahren ohne die „zweite Luft“aus der Sauerstoff­flasche auf den höchsten Berg der Erde kraxelten – am Ende auf allen vieren. Zuweilen suchen einen dort Erscheinun­gen heim. Und der Yeti, das Messner’sche Zottelwese­n, ist vermutlich noch der Harmlosest­e unter ihnen.

Wer wüsste dies besser als die Politiker, die von Gipfel zu Gipfel eilen, die sie ohne Sherpas nicht bewältigen könnten. Auf der Zugspitze, fast 6000 Meter tiefer gelegen als der Mount Everest, begab es sich neulich, dass sich fernab von Berlin die Fraktionsc­hefs der Koalition trafen. Ihnen bot sich ein grandioses Panorama. Gleißender Schnee, blauer Himmel und goldenes Gipfelkreu­z: Bayernherz, was willst du mehr. Selbst SPD-Chefin Andrea Nahles strahlte: Schwester, zur Sonne, zur Freiheit. Dass sie hart an der österreich­ischen Grenze in die Tiroler Bergwelt blickten, tat dem Gipfelglüc­k keinen Abbruch. Ob ihnen die Gottoberst­en erschienen – Angela Merkel und Horst Seehofer – ist indes nicht überliefer­t. (vier)

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