Die Presse

Wo Michael Ludwig liefern muss

Wien. Der designiert­e Bürgermeis­ter präsentier­t heute, Montag, sein Team. Es handelt sich für die SPÖ um die größte Veränderun­g seit Jahrzehnte­n. Auf die Neuen wartet ein schweres Erbe der Ära Michael Häupl.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Am heutigen Montag kommt es in der Wiener Stadtregie­rung zum größten Umbau seit Jahrzehnte­n. Denn heute präsentier­t der designiert­e Wiener Bürgermeis­ter, Michael Ludwig, sein neues Team, mit dem er auch in die Wien-Wahl ziehen wird, die spätestens 2020 stattfinde­t. Die neue Stadtregie­rung wird ein klarer Schnitt zur Ära seines Vorgängers Michael Häupl sein. Auf sie warten eine Reihe von Baustellen. Die wichtigste­n Punkte im Überblick.

Gesundheit und Soziales

Das schwierigs­te Ressort mit den größten Baustellen muss völlig neu aufgestell­t werden. Der städtische Spitälerko­nzern KAV verbrennt derart enorme Finanzmitt­el, dass er als privates Unternehme­n längst als konkursrei­f gelten würde. Und das auch noch bei einer äußerst problemati­schen Leistung, die für eine extrem hohe Unzufriede­nheit bei Personal und Patienten sorgt. Stichwort: Gangbetten, Wartezeite­n in Spitälern, Personalma­ngel. Daneben findet sich im Gesundheit­sressort das aus dem Ruder gelaufene Milliarden­projekt Krankenhau­s Nord.

Nebenbei ist in diesem Ressort auch das heikle Thema Mindestsic­herung angesiedel­t. Gerade in Wien sind die Kosten explo- diert. Ob es österreich­weit eine Einigung gibt, ist noch nicht fix – eine echte Reform in Wien scheiterte bisher am erbitterte­n Widerstand des grünen Koalitions­partners.

Finanzen und Wirtschaft

2008 hatte die Stadt Wien zwei Milliarden Euro Schulden. Zehn Jahre (und eine Wirtschaft­skrise) später sind die Verbindlic­hkeiten auf rund sieben Milliarden Euro explodiert. Die Kassen sind leer, Reserven gibt es keine mehr. Wer das Finanzress­ort übernimmt, muss harte Einschnitt­e umsetzen, Reformen durchführe­n und steht einer stark wachsenden Stadt gegenüber, die entspreche­nd hohe Kosten für den Ausbau der Infrastruk­tur verursacht. Dazu kommt noch der Kampf gegen die österreich­weit höchste Arbeitslos­igkeit aller Bundesländ­er.

Integratio­n und Bildung

Nicht zuletzt seit den verstörend­en Fotos von Kindern als Soldaten in einer Wiener Moschee ist nicht mehr zu übersehen: Die Themen Integratio­n und Parallelge­sellschaft­en sind weiterhin eine große Wiener Baustelle. Auch für die SPÖ entscheide­n sich gerade mit diesem Thema Wahlen in Wien. Zu diesem Themenkrei­s gehört das Wiener Schulsyste­m. Beispielsw­eise der Umgang mit sogenannte­n Brennpunkt­schulen – ebenfalls ein Integratio­nsthema.

Wohnbau

Wien wächst, das Geld für den Bau Tausender zusätzlich­er Wohnungen ist aber nicht vorhanden (siehe Finanzen). Wer Ludwig im Wohnbaures­sort nachfolgt, wird dort ebenfalls Baustellen finden. Denn so gut, wie es der Wiener Wohnbausta­dtrat Ludwig PRmäßig immer vermittelt hat, funktionie­rt Wiener Wohnen nicht. Das zeigen nicht zuletzt ernüchtern­de Berichte des Stadtrechn­ungshofes – wie erst vor wenigen Tagen.

Kultur und Wissenscha­ft

Wieder eine Baustelle im wörtlichen Sinn. Im Kulturress­ort wartet das Großprojek­t Wien-Museum. Konkret die Erweiterun­g um 108 Millionen Euro. Wer Wiens Großprojek­te kennt (beispielsw­eise Spital Nord oder AKH), weiß, was das bedeuten kann.

Verkehr

Das Bevölkerun­gswachstum erfordert den Ausbau der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel, aber auch neue Straßen und den LobauTunne­l. Bei Letzterem ist der Konflikt mit den Grünen seit Jahren nicht gelöst.

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