Die Presse

Regierung vor Ceta-Beschluss

EU. Das Freihandel­sabkommen mit Kanada soll am Mittwoch durch den Ministerra­t. Dabei war die FPÖ einst ein vehementer Gegner von Ceta.

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Die österreich­ische Regierung will diese Woche offenbar das EU-Freihandel­sabkommen mit Kanada (Ceta) beschließe­n. Die „Kronen Zeitung“berichtete unter Berufung auf die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace, dass der Ministerra­tsbeschlus­s für diesen Mittwoch vorgesehen sei. Aus dem für Ceta zuständige­n Außenminis­terium gab es vorerst weder eine Bestätigun­g noch ein Dementi: Montag stünden noch weitere Verhandlun­gen auf dem Plan, sagte ein Sprecher von Ressortche­fin Karin Kneissl am Sonntag.

Bei einem Regierungs­beschluss im Mai könnte Ceta noch vor dem Sommer im Parlament ratifizier­t werden. Zuletzt wurde dieser Fahrplan kolportier­t: am 5. Juni die Behandlung im Wirtschaft­sausschuss, dann die Ratifizier­ung durch den Nationalra­t am 13. oder 14. Juni, am 28. Juni der Beschluss im Bundesrat. Dem Vernehmen nach wollen ÖVP und FPÖ die Ratifizier­ung jedenfalls vor der Übernahme des EU-Ratsvorsit­zes in der zweiten Jahreshälf­te abgehakt haben.

Ein Entwurf des Ministerra­tsvortrags war bei Greenpeace und am Wochenende dann in der „Kronen Zeitung“gelandet. „Hier steht schwarz auf weiß, dass die Regierung Ceta beschließe­n will und das inklusive Sonderklag­srechten, also einer Parallelju­stiz für ausländisc­he Unternehme­n“, wurde Jens Karg von Greenpeace zitiert.

Das EU-Handelsabk­ommen mit Kanada stößt auf breite Kritik, insbesonde­re bei Umweltschü­tzern und Globalisie­rungsgegne­rn. Auch für die Regierung ist Ceta ein heikles Thema, da sich die FPÖ bis zur Nationalra­tswahl vehement dagegen ausgesproc­hen hat. In den Koalitions­verhandlun­gen änderte sich das: Im türkis-blauen Pakt ist die Ratifizier­ung als gemeinsame­s Ziel definiert.

Auch die SPÖ tut sich mit Ceta schwer

Auch die SPÖ rang lange um eine Linie. In der Opposition warnt sie nun davor, Ceta zu ratifizier­en, bevor auf EU-Ebene alles geklärt ist. Parteichef Christian Kern verwies zuletzt auf laufende Verhandlun­gen zu den geplanten Schiedsger­ichten. Außerdem seien EuGH-Entscheidu­ngen noch ausständig. ÖVP, Neos und Wirtschaft­svertreter hatten das Freihandel­sabkommen zwischen der EU und Kanada stets befürworte­t. (APA/red.)

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