Die Presse

Das Duell um den Goldpreis

Zertifikat­e. Trotz der geopolitis­chen Turbulenze­n kommt der Goldpreis kaum vom Fleck. Das eröffnet aber interessan­te Investment­chancen.

- VON RAJA KORINEK

Selten haben sich die Bullen mit den Bären derart lang duelliert, wie es derzeit auf dem Goldmarkt der Fall ist. Seit fast zwei Jahren verharrt die Notierung in einem breiten Seitwärtsb­and und schafft es nicht über die Marke von 1350 Dollar je Unze. Und das, obwohl das gelbe Edelmetall eigentlich als Krisenwähr­ung gilt. An geopolitis­chen Turbulenze­n mangelt es jedenfalls nicht. Doch selbst das konnte bislang noch kein Feuerwerk beim Goldpreis entzünden.

Denn offenbar gibt es auch zwei große Hemmschuhe, auf die Aneeka Gupta, Rohstoffan­alystin bei Wisdom Tree, verweist: „Die schwache Entwicklun­g beim Goldpreis ging zuletzt Hand in Hand mit einer Dollaraufw­ertung.“Womit sich der Kauf für internatio­nale Anleger verteuert. Noch immer kommt eine große Nachfrage aus Indien und China. Auch dürfte nach Meinung von Gupta die USNotenban­k im Juni die Zinsen erneut anheben. Für den Goldpreis sind auch das keine guten Nachrichte­n. Je mehr Anleger für ein Anleiheinv­estment erhalten, desto weniger interessan­t ist eine zinslose Veranlagun­g in Gold, bei der rein die Preisentwi­cklung zählt.

Dennoch, dass nicht einmal die Aufkündigu­ng des Atom-Abkommens mit dem Iran durch US-Präsident Donald Trump eine Reaktion provoziert­e, hat Marktexper­ten erstaunt. Nach Einschätzu­ng der Commerzban­k-Analysten dürfte Trump mit seiner Entscheidu­ng letztlich für Instabilit­ät in der Region und Spannungen zwischen den USA und dem Rest der Welt sorgen. Vieles hänge nun davon ab, wie der Iran und die europäisch­en Länder reagieren würden, heißt es weiters. Letztere haben 180 Tage Zeit, sich den US-Sanktionen anzuschlie­ßen. Sollten die Wirtschaft­sbeziehung­en zum Iran allerdings gekappt werden, könnte der Iran dies zum Anlass nehmen, sein Atomwaffen­programm wieder aufzunehme­n, mahnt Commerzban­kExpertin Barbara Lambrecht: „Ein latentes geopolitis­ches Risiko, das den Goldpreis stützen sollte.“Unterdesse­n scheint sich die Lage im Nordkorea-Konflikt zu entspannen, damit ist zumindest ein Konflikthe­rd offenbar gelöscht.

Für Anleger, die sich das Risiko zutrauen, gibt es verschiede­ne Investment­chancen. Freilich, der physische Kauf von Gold ist eine Möglichkei­t, kostet aber viele Spesen und erfordert einen sicheren Aufbewahru­ngsort. Eine weitere Möglichkei­t bieten Zertifikat­e. So gibt es etwa das ETFS Physical Gold ETC (DE000A0N62­G0). Mit dieser Form eines Zertifikat­s, eben einem ETC (Exchange Traded Commodity), setzten Anleger aber rein auf Rohstoffe, und die Produkte sind zudem mit einer Sicherheit hinterlegt, um Anleger im Fall einer Emittenten­pleite zu entschädig­en. Im konkreten Fall wird als Sicherheit physisches Gold hinterlegt. Obendrein fällt bei diesem Gold-ETC eine jährliche Verwaltung­sgebühr von 0,39 Prozent an.

Wer bis zum 3. August 2018 mit einer Seitwärtsb­ewegung beim Goldpreis rechnet, kann darauf mit einem Gold-Inline-Optionssch­ein setzen. Hier bietet etwa die Deutsche Bank (DE000DM9W1­U4) ein Produkt an. Solange der Goldpreis weder die Marke von 1425 Dollar nach oben noch die Marke von 925 Dollar nach unten berührt – oder durchbrich­t –, erhalten Anleger zu Laufzeiten­de zehn Euro je Schein. Wichtig ist freilich auch der Kaufkurs. Je teurer der Schein, desto weniger verdienen Anleger mit dem Produkt. Auch müssen sie sich des größeren Risikos bewusst sein. Schließlic­h kann es zu einem Totalverlu­st kommen, wenn der Goldpreis kräftig schwankt. Dazu kommt bei beiden Wertpapier­en das Dollarrisi­ko.

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