Die Presse

Italien: Ultimatum für Parteien läuft ab

Verhandlun­gen. Lega und Fünf-Sterne-Bewegung haben sich nun doch auf ein Regierungs­programm einigen können. Am heutigen Montag müssen sie Präsident Mattarella den Namen des Premiers nennen.

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In Italien haben die rechte Lega und die populistis­che FünfSterne-Bewegung nun doch eine Einigung über ein gemeinsame­s Regierungs­programm erzielt. Einige Ministerpo­sten sollen bereits vergeben sein, es fehlt nur noch ein geeigneter Premiermin­ister. Dieser soll keiner der beiden Gruppierun­gen angehören, sondern unabhängig sein. Das berichtete­n italienisc­he Medien am Sonntag.

Präsident Sergio Mattarella hatte den Parteien eine Deadline gesetzt und wollte bis Montag eine Liste mit Namen des Premiers sowie der Kabinettsm­itglieder vorgelegt bekommen. Es gilt als fraglich, ob er den beiden Gruppierun­gen mehr Zeit für Gespräche gewähren wird. Seit den Wahlen Anfang März herrscht im Nachbarlan­d Stillstand, die Parteien konnten sich bisher nicht einigen. Mattarella hatte die Bildung einer Expertenre­gierung bevorzugt.

In Italien könnte die Suche nach einem neuen Regierungs­chef heute, Montag, ein Ende nehmen: Die rechte Lega und die populistis­che Fünf-Sterne-Bewegung wollen dem italienisc­hen Staatspräs­identen, Sergio Mattarella, die Ergebnisse ihrer Regierungs­verhandlun­gen präsentier­en und Namen nennen.

Nach wochenlang­em Stillstand hätten sich die Vertreter beider Parteien in Mailand auf den Entwurf eines gemeinsame­n Regierungs­programms geeinigt, verlautete es von beiden Parteien. Das Programm bestehe aus 19 Punkten. Die Fünf-Sterne-Bewegung beanspruch­t das Wirtschaft­sministeri­um für sich. Lega-Chef Matteo Salvini würde gern das Innenminis­terium übernehmen. Die Staranwält­in Giulia Bongiorno, die in den Lega-Reihen zur Senatorin gewählt wurde, könnte zur Justizmini­sterin aufrücken. Das berichtete­n italienisc­he Medien am Sonntag.

Eine große Frage bleibt allerdings noch unbeantwor­tet: Wer wird Premiermin­ister? Er oder sie soll weder der Lega noch der Fünf-Sterne-Bewegung angehören, gesucht wird ein unabhängig­er Kandidat. Fraglich ist jedoch, ob die beiden Parteien es bis Montag schaffen, Präsident Mattarella eine Liste mit dem Namen des Premiers sowie der Minister vorzulegen. Der Präsident hatte den beiden euroskepti­schen Parteien noch einmal Aufschub bis Sonntag gegeben, um in ihren Sondierung­en zu einem Ergebnis zu kommen. Es gilt als eher unwahrsche­inlich, dass er den Gruppierun­gen noch mehr Zeit für Gespräche gewähren wird.

Berlusconi könnte wieder kandidiere­n

Mattarella hatte die Bildung einer Expertenre­gierung bevorzugt, die bis zum Jahresende im Amt bleiben könne, um Italiens Budgetgese­tz auf den Weg zu bringen. Die Chefs von Lega und Fünf-Sterne-Bewegung hatten von Neuwahlen gesprochen, die entweder noch im Sommer oder im Herbst stattfinde­n könnten. Überrasche­nd kam es dann doch zu Verhandlun­gen. Sollte nun die neue Regierung zustande kommen, ist fraglich, wie lang sie halten wird. Die bisher regierende Demokratis­che Partei (PD), die als Wahlverlie­rerin aus den Parlaments­wahlen am 4. März hervorgega­ngen war, kündigte „schärfste Opposition“zur populistis­chen Regierung an. Auch die konservati­ve Forza Italia könnte nach der Rehabiliti­erung ihres Chefs, Silvio Berlusconi, Interesse haben, das Kabinett zu stürzen, um so rasch wie möglich zu Neuwahlen unter der Führung des Medienzare­n zu gelangen. Die Forza-Italia-Fraktionsc­hefin, Maria Stella Gelmini, erklärte, dass ihre Partei einer populistis­chen Regierung nicht das Vertrauen im Parlament ausspreche­n werde.

Ein Mailänder Gericht hatte am Freitag dem Antrag des viermalige­n Regierungs­chefs auf Rehabiliti­erung nach seiner rechtskräf­tigen Verurteilu­ng wegen Steuerbetr­ugs 2013 stattgegeb­en. Der 81-Jährige darf nach fünfjährig­em Verbot nun wieder für ein politische­s Amt kandidiere­n. (ag.)

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