Wenig bekannte Geschäftslokale
QEine entsprechende, voluminöse Publikation mit diesen historischen Fotografien, so Martin Schwanzer, ist in Arbeit und wird in nicht allzu ferner Zukunft präsentiert. Darin ebenfalls zu sehen: Schwanzers Möbelentwürfe, wenig bekannte, doch hochelegante Geschäftslokale, öffentliche Bauten wie Kindergärten, Kirchen, Wohnanlagen und Pensionistenheime sowie Extravagantes wie die Botschaft in Bras´ılia und schlichte, doch beeindruckende Industriebauten wie das Zementwerk in Mannersdorf.
Erst wenn Schwanzers Werk in seinem breiten Spektrum zur Gänze ausgeleuchtet daliegt, werden eine umfassende Analyse, eine wissenschaftliche Aufarbeitung und gründliche Würdigung möglich sein. Bis dahin bleibt er zumal in der Erinnerung seiner Schüler quicklebendig. Etwa als respektgebietender Professor, der im akkuraten Anzug samt Stecktuch in eine wilde, aufblasbare Skulptur von Coop Himmelb(l)au kriecht und sich dort drinnen von diversen Gerüchen umströmen lässt. Als eleganter Chauffeur seines weißen Lancia-Coupes,´ mit dem er sich mit quietschenden Reifen ungeniert auf dem eigentlich autofreien Hof der Hochschule einparkt. Als, wie es Architekt Laurids Ortner ausdrückt, „wilder Mann, der Polierpläne zum Frühstück frisst und abends fertige Häuser ausspuckt“. Und als einer, dem scheinbar nichts zu blöd war, wenn es um das Ausloten von Neuem ging.
Als Timo Huber und die Kollegen der Gruppe Zünd-Up das Entwurfsprogramm für eine Tiefgarage zum Anlass nahmen, bereits 1969 auf die Problematik des Autoverkehrs in Kombination mit der Faszination des Motors hinzuweisen, baten sie Schwanzer kurzerhand zu ihrem „Great Vienna Auto-Expander“in die Tiefgarage am Hof. Dort erläuterten sie das Projekt, Schwanzer stellte sachliche Fragen, es entspann sich eine gute Diskussion, während rundherum 40 HarleyDavidsons mitsamt bärtigen Lenkern in Lederjacken Aufstellung nahmen. Unter dem „Röhren des Jahrhunderts“nahm der Professor schließlich würdevoll auf einer der Maschinen Platz und drehte mit dem Fahrer eine Runde.
Karl Schwanzer nahm sich 1975 das Leben, doch seine Lehre und sein Werk werden auch künftig, nun möglicherweise wieder verstärkt, weiterwirken.