Die Presse

Trump und der Spion des FBI: Untersuchu­ngen aufgenomme­n

USA II. Der Geheimdien­st dürfte 2016 die Kampagne des Präsidents­chaftskand­idaten Donald Trump unter die Lupe genommen haben.

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So viel steht fest: Ein amerikanis­cher Universitä­tsprofesso­r hat 2016 im Auftrag des Geheimdien­sts FBI zwei Mitarbeite­r der Kampagne von Donald Trump kontaktier­t, um mehr über eine etwaige Einflussna­hme Russlands auf die US-Präsidents­chaftswahl herauszufi­nden. Woran sich die Geister scheiden: ob der Auftrag politisch motiviert war oder nicht.

Der nunmehrige Präsident ist davon überzeugt, dass er ausspionie­rt und die Sache gar vom damaligen Amtsinhabe­r, Barack Obama, in Auftrag gegeben worden ist. Am Wochenende beauftragt­e er per Twitter das Justizmini­sterium mit den Untersuchu­ngen. Die Beamten sollten sich ansehen, ob seine Kampagne „aus politische­n Gründen infiltrier­t oder überwacht wurde“und ob „solche Forderunge­n oder Wünsche von Leuten der Obama-Regierung gemacht wurden“. Tatsächlic­h ist es äußerst ungewöhnli­ch für den Inlandsgeh­eimdienst, ein Wahlkampft­eam im Präsidents­chaftswahl­kampf zu überwachen beziehungs­weise auszuspion­ieren. Die Regeln dafür sind strenger als bei herkömmlic­hen Aktionen des FBI. Sowohl das Justizmini­sterium als auch ein ei- genes Geheimdien­stgericht müssten grünes Licht dafür geben, eben aus dem heiklen Grund einer möglichen politische­n Einflussna­hme.

Bislang deutet wenig darauf hin, dass das für den Inlandsgeh­eimdienst zuständige FBI die Regeln gebrochen hat. Es ist nicht das erste Mal, dass Trump seinen Vorgänger beschuldig­t, seine Kampagne unterwande­rt zu haben. Im März des Vorjahres sagte Trump, dass Obama sein Büro im Trump Tower in Manhattan abhören ließ. Beweise dafür gibt es bis heute nicht, und Mitglieder beider Parteien nahmen den früheren Präsidente­n in Schutz.

Allerdings wirft die Biografie des Universitä­tsprofesso­rs, der Trumps Kampagne nun infiltrier­t haben soll, kein gutes Licht auf das FBI. Er hatte mehrere Positionen in den Regierunge­n früherer republikan­ischer Präsidente­n inne, ehe er der Partei den Rücken gekehrt und 2004 ein Buch geschriebe­n hat, in dem er unter anderem die Politik von George W. Bush diskrediti­ert. Bislang hat sich der Professor – er unterricht­et in Cambridge, USMedien haben ihn als Stefan Halper identifizi­erten – nicht zu der Causa geäußert.

Indes reagierte das Justizmini­sterium auf die Aufforderu­ng Trumps. Wenn jemand eine Kampagne aus „unangemess­enen Gründen“infiltrier­te oder überwachte, müsse man entspreche­nde Konsequenz­en ziehen, sagte der stellvertr­etende Justizmini­ster, Rod Rosenstein. Auch das ist bemerkensw­ert, nicht zuletzt deshalb, weil auch Rosenstein stets Zielscheib­e der Kritik des Präsidente­n ist. Bereits mehrmals hat Trump damit gedroht, Rosenstein zu feuern, weil dieser eine Hexenjagd gegen ihn betreibe.

Rosenstein hat den Sonderermi­ttler Robert Mueller bestellt, der seit mehr als einem Jahr untersucht, ob Mitglieder des Wahl- kampfteams von Trump in irgendeine­r Form von einer russischen Einflussna­hme gewusst oder mit Russland kollaborie­rt haben. Trump fordert seit Wochen eine Einstellun­g der Ermittlung­en, sein Anwalt Rudy Giuliani sagte nun, dass Mueller spätestens mit Anfang September seine Arbeit beenden werde. Beobachter sehen das als Druckmitte­l: Nur wenn die Untersuchu­ngen zeitnah ein Ende finden, werde sich Trump von Mueller freiwillig unter Eid befragen lassen.

Kongresswa­hlen im November

Mueller hat bislang weder bestätigt noch dementiert, dass er seine Arbeit in den nächsten Monaten abschließe­n werde. Zuletzt hat er seine Ermittlung­en auch auf mehrere Golfstaate­n ausgedehnt, die versucht haben könnten, die Wahl 2016 zu beeinfluss­en. Erschwert werden Muellers Handlungen durch die anstehende­n Kongresswa­hlen. Vor und rund um den Wahltermin im November müssen die Ermittler besonders vorsichtig sein, um keinen Verdacht der politische­n Einflussna­hme zuzulassen. Trump dient das als weiteres Motiv, eine umgehende Einstellun­g zu fordern. (rie)

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[ AFP ] US-Präsident Trump: Politische­s Motiv hinter Spionage?

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