Die Presse

Im Fegefeuer

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F ür sein journalist­isches Lebenswerk ist er kürzlich – völlig zu Recht – ausgiebig geehrt worden: Heinz Nußbaumer, „Kurier“Außenpolit­iker, danach Pressespre­cher des Bundespräs­identen Thomas Klestil. Am Rande der Feier erzählte er – jetzt schon wieder lachend – von seinem schrecklic­hsten Erlebnis. Am 27. November 1993 besuchte ihn ein ausländisc­her Diplomat in der Hofburg. Die Herren schmauchte­n teure Zigarren, die der Gast mitgebrach­t hatte. Jedoch. Das Telefon läutete – das Büro Klestil: „Rasch, rasch zum Auto hinunter, der Chef wartet schon!“Und ab ging es zum Flughafen und nach Brüssel. Alles paletti . . .

In der Früh des 28. November ruft der Wiener Polizeiprä­sident an, man möge Klestil sofort wecken: Die Hofburg stehe in hellen Flammen! Wie ein Blitz durchzuckt es den Pressespre­cher: Die Hofburg, die Zigarre! Er hatte das sündteure Stück rasch ausgedämpf­t und in der Schreibtis­chlade verstaut. Um Gottes Willen! Unter Höllenqual­en weckt Nußbaumer die ganze österreich­ische Delegation, lässt sich aber heimlich immer wieder mit Wien verbinden: Weiß man schon, wo der Brand seinen Ausgang genommen hat? In der Präsidents­chaftskanz­lei womöglich? Erst nach einem endlos langen Tag endete Nußbaumers vorgezogen­es Fegefeuer: Es war ein Kabelbrand am Dachboden. (hws)

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