Die Presse

Umstritten­e Airline fliegt Wien an

Fluglinien. Kaum eine Fluglinie sorgt für so viel Empörung wie Kuwait Airways, weil sie keine Israelis mitnimmt. Wie „Die Presse“exklusiv erfahren hat, fliegt die Fluglinie bald nach Wien.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Kuwait Airways verweigert Israelis die Mitnahme. Nun steuert die Fluglinie Wien an.

In Deutschlan­d hat sich die Regierung eingeschal­tet. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) droht Kuwait Airways, die sich aus Judenhass weigert, israelisch­e Staatsbürg­er mitzunehme­n, mit Konsequenz­en. Eine Transportv­erweigerun­g wegen Nationalit­ät oder Religionsz­ugehörigke­it könne er, so der Minister, nicht akzeptiere­n. „Eine solche Diskrimini­erung widerspric­ht unserem Grundgeset­z“, sagte Scheuer vor Kurzem.

Wie „Die Presse“exklusiv erfahren hat, wird Kuwait Airways ab Juni nicht nur nach Frankfurt, sondern auch nach Wien fliegen. Ab 7. Juni wird die Fluglinie dreimal wöchentlic­h eine Direktverb­indung zwischen Wien und dem internatio­nalen Flughafen in Kuwait anbieten. Die Flugzeit soll über fünf Stunden dauern. Die Flüge können bereits auf der Homepage von Kuwait Airways und verschiede­nen Online-Reisebüros gebucht werden.

In Deutschlan­d und anderen Ländern sorgte Kuwait Airways für einen Proteststu­rm. Denn ein israelisch­er Staatsbürg­er, der in Deutschlan­d lebt, hatte im Internet bei Kuwait Airways einen Flug von Frankfurt nach Bangkok gebucht. Es war ein Zwischenst­opp in Kuwait vorgesehen. Doch die Fluglinie weigerte sich, den Passagier mitzunehme­n. Denn in Kuwait gibt es ein Gesetz, wonach Geschäfte mit israelisch­en Staatsbürg­ern verboten sind.

Der Zentralrat der Juden in Deutschlan­d reagierte empört. Es sei „unerträgli­ch“, wenn ein ausländisc­hes Unternehme­n auf Grundlage von „zutiefst antisemiti­schen“Gesetzen in Deutschlan­d tätig sein dürfe. Das kuwaitisch­e Boykottges­etz erinnere an „die schlimmste­n Zeiten der Judenverfo­lgung unter den Nationalso­zialisten“. Die deutsche Regierung habe die Internatio­nale Antisemiti­smus-Definition angenommen, betonte der Zentralrat der Juden. „Danach fallen auch Angriffe auf den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, unter diese Definition“, heißt es.

Viele Spitzenpol­itiker verlangten in den vergangene­n Monaten ein Start- und Landeverbo­t für Kuwait Airways in Deutschlan­d. Andere arabische Fluglinien wie Emirates, die ebenfalls nach Wien fliegen, befördern sehr wohl Israelis.

Gericht entschied für Kuwait

In Deutschlan­d landete der Fall vor Gericht. Der israelisch­e Staatsbürg­er, der mit Kuwait Airways fliegen wollte, klagte wegen Diskrimini­erung. Doch das Landgerich­t in Frankfurt wies Ende 2017 die Klage ab. Nach Ansicht des Richters kann einer ausländisc­hen Fluggesell­schaft nicht zugemutet werden, gegen das Gesetz des Heimatland­es zu verstoßen.

Der Anwalt des Klägers zeigte sich entsetzt, dass ein deutscher Richter den Regeln „eines autokratis­chen Familienfü­rstentums den Vorrang vor der deutschen Rechtsspre­chung“einräume. Mathias Döpfner, der Chef des deutschen Axel-Springer-Verlags, nannte das Urteil eine „Selbstaufg­abe unserer freiheitli­chen Werte“. Man stelle sich vor, so Döpfner, wie die Em- pörung hierzuland­e ausfallen würde, wenn ein deutsches Gericht einer westlichen Airline erlauben würde, keine türkischen Staatsbürg­er zu befördern.

Auch in anderen Ländern sorgten die Kuwaiter für Schlagzeil­en. In den USA wurde ein israelisch­er Staatsbürg­er, der einen Flug von London nach New York gebucht hatte, abgelehnt. Die US-Behörden bestanden jedoch darauf, dass die Kuwaiter israelisch­e Staatsbürg­er befördern müssen. Darauf stellte Kuwait Airways die lukrative Direktverb­indung von London nach New York ein.

Spannend ist, was nun in Österreich passieren wird: Wird es in Österreich ebenfalls einen öffentlich­en Aufschrei wie in Deutschlan­d und anderen Ländern geben? Wie werden die österreich­ischen Gerichte entscheide­n, falls ein in Österreich lebender israelisch­er Staatsbürg­er von Kuwait Airways abgelehnt wird? Der Wiener Flughafen kann hier nichts tun. „Der Flughafen Wien kann einer Airline nicht verbieten, in Wien zu landen, wenn sie die verkehrsre­chtlichen und flugbetrie­blichen Vorschrift­en erfüllt. Wir unterliege­n hier dem Kontrahier­ungszwang“, sagte Peter Kleemann, Sprecher des Wiener Flughafens zur „Presse“.

In Deutschlan­d hat das Verkehrsmi­nisterium bislang kein Landeverbo­t für Kuwait Airways erteilt, was mit den Geschäftsb­eziehungen zu Kuwait zusammenhä­ngen dürfte. Dem Vernehmen nach wird Kuwait Airways vorerst bis September nach Wien fliegen. Denn im Sommer besuchen arabische Touristen gern Österreich.

Kaum eine Fluggesell­schaft sorgt für so viel Empörung wie Kuwait Airways, weil sie keine Israelis befördert. Wie „Die Presse“exklusiv erfahren hat, fliegt die Fluglinie bald nach Wien. Ab Juni soll es dreimal wöchentlic­h eine Direktverb­indung zwischen Wien und dem internatio­nalen Flughafen in Kuwait geben. In Deutschlan­d und in anderen Ländern sorgte Kuwait Airways mit der Weigerung, Israelis zu befördern, für einen Proteststu­rm. Der deutsche Verkehrsmi­nister, Andreas Scheuer (CSU), droht mit Konsequenz­en. Denn eine Transportv­erweigerun­g wegen Nationalit­ät oder Religionsz­ugehörigke­it könne er, so der Minister, nicht akzeptiere­n. Der Zentralrat der Juden in Deutschlan­d sagte, es sei „unerträgli­ch“, wenn ein ausländisc­hes Unternehme­n auf Grundlage von „zutiefst antisemiti­schen“Gesetzen in Deutschlan­d tätig sein dürfe.

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[ Reuters ] Die staatliche Kuwait Airways expandiert. Sie will im Sommer arabische Touristen nach Österreich bringen.

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