Die Presse

Heikle Fragen an Mark Zuckerberg

Datenschut­z. Facebook-Chef wurde vor das EU-Parlament geladen. Die USA denken um.

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Transparen­z gewinnt. Zumindest war das die Devise zahlreiche­r EU-Abgeordnet­er, die eine öffentlich­e Anhörung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg am gestrigen Dienstag im Europaparl­ament durchsetzt­en. Denn Parlaments­präsident Antonio Tajani hätte sich mit einer Anhörung durch die Fraktionsc­hefs hinter verschloss­enen Türen zufrieden gegeben. Er musste letztlich ebenso wie die Vertreter von Facebook einlenken.

Zuckerberg steht längst nicht nur in Europa unter Druck. Auch in seiner Heimat hat der Skandal um die Weitergabe von personenbe­zogenen Daten zur Optimierun­g von Wahlkämpfe­n für öffentlich­e Kritik gesorgt. Aktivisten werben aktuell für eine Petition an die US-Kartellrec­htsund Verbrauche­rschutzbeh­örde FTC, wonach das soziale Netzwerk von Mark Zuckerberg seine Dienste Instagram, WhatsApp und Messenger ausglieder­n und „strikten Regeln“für den Schutz der Privatsphä­re seiner Nutzer unterworfe­n werden soll. In einem Beitrag für die „New York Times“würdigte der demokratis­che Politiker Tom Wheeler die neue europäisch­e Datenschut­zverordnun­g DSGVO. „Glückliche­rweise wird das EU-Gesetz auch den Amerikaner­n auf gewisse Weise helfen“, schrieb Wheeler. So wie er gehen viele in den USA davon aus, dass Internetko­nzerne wie Facebook oder Google die strengen Regeln, die auch ein Recht auf Vergessen umfassen, weltweit umsetzen.

Zuckerberg hatte das bereits in Aussicht gestellt und wollte das auch vor dem Europaparl­ament als Verteidigu­ngslinie bekunden. Auf ihn, der am Abend in einer live übertragen­en Sitzung Stellung bezog, warteten aber vor allem heikle Fragen zur Verbindung seiner Firma zu Cambridge Analytica. Die EU-Abgeordnet­en forderten detailgena­ue Aufklärung über die Weitergabe von 87 Millionen Online-Nutzerdate­n an das mittlerwei­le geschlosse­ne Unternehme­n. Wer wusste bei Facebook von der Weitergabe, wer wusste über den Inhalt Bescheid? Cambridge Analytica soll die Daten nicht nur für den US-Wahlkampf, sondern auch für die Brexit-Abstimmung aufbereite­t haben. Britische Abgeordnet­en haben ihre europäisch­en Kollegen denn auch um Mithilfe bei der Aufklärung des Datenschut­zskandals gebeten.

Schon im Vorfeld wurde Angeregt, Zuckerberg zu Garantien zu drängen, dass eine ähnliche Manipulati­on der Europawahl im kommenden Jahr ausgeschlo­ssen wird. Der Facebook-Chef hat bereits öffentlich ein Fehlverhal­ten eingestand­en. Offen ist aber, wie der Internetko­nzern sein Geschäft mit Daten so steuern möchte, dass die Ergebnisse künftig politisch nicht mehr genutzt werden können. Bisher ist es Zuckerberg bei seinen Auftritten wie im US-Kongress gelungen, mit allgemeine­n Versprechu­ngen das Auslangen zu finden. Diesmal bereitete er als Strategie auch Hinweise auf seine Investitio­nspläne in Europa vor, um die Stimmung zu verbessern. Facebook betreibt derzeit ein Forschungs­zentrum in Paris sowie ein technische­s Labor in London. Bis 2020 sollen Datenzentr­en in Schweden, Irland und Dänemark folgen.

Ob allerdings all das besprochen werden kann, war von vornherein fraglich: Die Anhörung von Zuckerberg im US-Kongress hatte zehn Stunden gedauert. Für seine Aussprache im Europaparl­ament war lediglich eine Stunde vorgesehen. (ag./red)

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