Die Presse

Denizbank mit neuem Eigentümer

Banken. Die russische Sberbank trennt sich für 2,7 Mrd. Euro von ihrer türkischen Tochter Denizbank, die auch in Österreich Filialen betreibt. Es ist nicht der erste Inhaberwec­hsel.

-

Die Denizbank ist die fünftgrößt­e Privatbank in der Türkei. Sie betreibt dort 741 Filialen. Auch in Österreich ist sie keine unbekannte. Bei uns ist das Institut an 27 Standorten vertreten, etwa am Wiener Hauptbahnh­of oder am Schottenri­ng. Mehr als 200.000 Kunden aus Deutschlan­d und Österreich vertrauen der Denizbank ihr Geld an. Nun bekommt das Institut einen neuen Eigentümer. Schon wieder.

Am gestrigen Dienstag gab die russische Sberbank bekannt, sich von ihrer türkischen Tochter zu trennen. Für 14,6 Mrd. Türkische Lira oder umgerechne­t 2,8 Mrd. Euro schnappt die in Dubai beheimatet­e Bank Emirates NBD zu. Durch die Übernahme steigt man zu einem führenden Geldhaus im Nahen Osten, in Nordafrika und der Türkei auf. Die Sberbank wiederum nannte als Verkaufsgr­und einen Strategiew­echsel im internatio­nalen Geschäft. Chef German Gref sagte, dass man sich auf „die Entwicklun­g des Ökosystems der Sberbank“konzentrie­ren wolle. Schon im Jänner hatte Gref erklärt, dass der türkische Markt zunehmend schwierige­r und die Konkurrenz härter werde.

Die türkische Wirtschaft ist im vergangene­n Jahr zwar rasant gewachsen, aber das Land kämpft mit einem Verfall seiner Währung, einem hohen Leistungsb­ilanzdefiz­it und wachsenden Auslandssc­hulden.

Die Sberbank hat die Denizbank im Jahr 2012 für damals rund 2,8 Mrd. Euro erworben. Für die Russen war es zu diesem Zeitpunkt der größte Kauf in der Geschichte des Instituts. Man betrachtet­e die Türkei als „interessan­ten Markt“, man „glaube an dieses Land“, so Gref. Im selben Jahr verleibte sich die Sberbank übrigens auch die österreich­ische Volksbank Internatio­nal ein.

Die Denizbank war zuvor in den Händen der belgisch-französisc­hen Dexia-Gruppe. Diese hatte die Denizbank im Jahr 2006 übernommen. Doch dann brach die Finanzkris­e aus, die Dexia mit voller Wucht traf. Das Institut musste von der öffentlich­en Hand gerettet werden, mehrere Finanzspri­tzen folgten. Um Geld in die Kassen zu bekommen und den Kapitalanf­orderungen gerecht zu werden, musste sich Dexia von Beteiligun­gen trennen. Also stellte man die Denizbank zum Verkauf – und fand in der Sberbank einen neuen Eigner.

Die Denizbank ist seit 1996 in Österreich vertreten. Bekannt wurde sie vor allem mit ihren vergleichs­weise attraktive­n Zinskondit­ionen für Onlinespar­produkte. Inzwischen rangiert die Bank mit ihren Angeboten noch im oberen Mittelfeld. Für täglich fälliges Geld bekommen Kunden bei der Deniz- bank derzeit 0,4 Prozent Zinsen geboten. Das ist zwar mehr als bei so manch anderem Institut, Spitzenpos­ition ist es aber auch keine mehr. Die Denizbank bietet hierzuland­e auch klassische Girokonten an.

Erst im vergangene­n Jahr ist das Institut mit der Santander Consumer Bank eine Kooperatio­n eingegange­n, um neue Kunden anzusprech­en. Die Denizbank bietet seither auch Konsumkred­ite an. Es gehe dabei hauptsächl­ich um Darlehen ab 3000 Euro. Die Kreditanfr­age belaufe sich im Schnitt auf 13.000 Euro, teilten die Banken per Aussendung mit. Auch mit der AllianzVer­sicherung arbeitet die Denizbank seit 2017 zusammen. So kann man nun auch eine Unfall- und Ablebensve­rsicherung abschließe­n. Wer ein Festgeldko­nto oder ein Sparbuch eröffnet, kann ebenfalls aus verschiede­nen AllianzPro­dukten wählen.

Die Denizbank beschäftig­t in Österreich und Deutschlan­d 480 Mitarbeite­r. Die Bank hat den Fokus hierzuland­e nicht nur auf Privatkund­en gelegt, auch im Firmenkund­engeschäft ist sie aktiv. In diesem Segment sei man auf internatio­nal tätige Unternehme­n aus Österreich, Deutschlan­d und der Türkei konzentrie­rt, wie es heißt.

Ihren Nettogewin­n konnte das Institut im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr steigern. Er verbessert­e sich gegenüber 2016 um elf Prozent auf 191 Mio. Euro. (nst)

 ?? [ Reuters ] ??
[ Reuters ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria