Schweizer Bundesgericht als Perus WM-Hoffnung
Fußball-WM. Paolo Guerrero, Kapitän von Peru, ist wegen Dopings für die Endrunde in Russland gesperrt. Doch nun setzen sich sogar die Gruppengegner der Südamerikaner für die Teilnahme des treffsicheren Angreifers ein.
Eine bemerkenswerte Serie hat WM-Teilnehmer Peru hingelegt: Die Südamerikaner haben seit dem 16. November 2016, als Brasilien in Lima 2:0 gewann, zwölf Spiele in Folge nicht mehr verloren. Im Vorjahr spielte sich „La Blanquirroja“(Die Weiß-undRote) mit sechs Siegen und vier Unentschieden vorübergehend sogar in die Top Ten der Fifa-Weltrangliste (derzeit Platz elf ).
Einen beträchtlichen Anteil an diesem Erfolgslauf, der Peru auf Platz fünf der südamerikanischen WM-Qualifikation und über das Play-off-Duell gegen Neuseeland schließlich zur WM nach Russland geführt hat, hatte Kapitän Paolo Guerrero. Der 34-Jährige, einst bei Bayern München und beim HSV, inzwischen für Flamengo Rio de Janeiro auf Torejagd, steuerte sechs Treffer auf dem Weg zur ersten peruanischen WM-Teilnahme seit 1982 bei. Beim WM-Comeback wird er aber nur Zuschauer sein.
So hat es der Internationale Sportgerichtshof (CAS) entschieden, der vergangene Woche eine 14-monatige Dopingsperre gegen Guerrero aussprach. Beim Stürmer war nach dem 0:0 im Qualifikationsspiel gegen Argentinien im Oktober des Vorjahres die Substanz Benzoylecgonin festgestellt worden, die auch in Kokain und in Koka-Tee enthalten ist. Dem CAS zufolge wollte Guerrero seine Leistung nicht steigern, ihm sei aber Nachlässigkeit vorzuhalten.
Während der Peruaner am Dienstag in Zürich weilte und mit Fifa-Präsident Gianni Infantino zusammentraf, erhielt er Rückendeckung von Perus WM-Gegnern. In einem Brief an die Fifa baten Hugo Lloris, Simon Kjaer und Mile Jedinak, die Kapitäne von Frankreich, Australien und Dänemark, um Mitgefühl für Guerrero und um die vorübergehende Aufhebung der Sperre. „Peru kehrt nach 36 Jahren zur Weltmeisterschaft zurück. Wir glauben, dass es Paolo Guerrero erlaubt sein sollte, seine Nation zu führen und das zu erleben, was ein Höhepunkt seiner Karriere sein wird“, heißt es in dem Brief. Die Kapitäne weisen darauf hin, dass man ohnehin zum Schluss gekommen sei, Guerrero habe die Substanz mit einer Tasse Tee eingenommen.
Perus Staatspräsident Martin Vizcarra hat die Regierung und die Botschaft in der Schweiz gebeten, den Nationalspieler bei der Anfechtung seiner Sperre (bis Jänner 2019) zu helfen. Vor dem Schwei- zer Bundesgericht könnten Urteile des in Lausanne angesiedelten CAS angefochten werden.
Etwas weiter östlich, im vorarlbergischen Schruns-Tschagguns, wird sich Peru von 1. bis 8. Juni den letzten Feinschliff für die WM holen. In Russland sind die Karten für ein Überstehen der Gruppenphase nicht die schlechtesten. Dänemark, am 16. Juni erster Gegner in Gruppe C, und Australien sind für die Truppe von Ricardo Gareca in Reichweite. Der im März 2015 verpflichtete Argentinier hat das Team verjüngt, setzt auf Kurzpassspiel und Ballbesitz. In der WM-Qualifikation hat Peru etwa Argentinien ein 2:2 abgerungen, WM-Geheimfavorit Uruguay wurde sogar 2:1 besiegt. In beiden Partien steuerte Paolo Guerrero jeweils einen Treffer bei. (joe)