Die Presse

„Sacr´e Coeur sperrt man nicht zu“

Schuljubil­äum. Der größte katholisch­e Schulcampu­s des Landes feiert sein 150-jähriges Bestehen. Die Tradition will man hochhalten – und zugleich die Identität weiterentw­ickeln.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

„Ein Sacre´ Coeur sperrt man nicht zu“, soll einst Kardinal König gesagt haben: Ende der 1970er-Jahre, als – wie bei einigen anderen einstigen Ordensschu­len – klar wurde, dass die Schwestern den Schulbetri­eb nicht mehr stemmen konnten und die Erzdiözese übernahm. Dieser Tage feiert die katholisch­e Privatschu­le am Wiener Rennweg ihr 150-jähriges Bestehen. Gegründet von der Gesellscha­ft vom Heiligen Herzen Jesu, nur wenige Jahre nachdem Ordensgrün­derin Sophie Barat in Paris verstorben war, hatte die Schule 1868 im einstigen Kaunitzsch­lössl bzw. Palais Dietrichst­ein mit zwölf Schülerinn­en ihren Betrieb aufgenomme­n.

Unter den ältesten katholisch­en Privatschu­len ist das Sacre´ Coeur damit nicht – da sind laut dem Schulamt der Erzdiözese etwa das Stiftsgymn­asium Kremsmünst­er (1549), das Franziskan­ergymnasiu­m in Hall (1573) oder das Stiftsgymn­asium Admont (1644) vorn; auch die Sacre-´Coeur-Schulen in Graz und Bregenz sind älter als jene in Wien. Ein anderer Superlativ gilt allerdings: Mit rund 1700 Schülern in der Volksschul­e, der Neuen Mittelschu­le, dem Gymnasium und der Handelsaka­demie ist das Sacre´ Coeur Wien heute der größte katholisch­e Schulcampu­s des Landes.

Während die Schule – wie all die Sacre-´Coeur-Schulen in diversen Ländern – als Mädchensch­ulen gegründet wurde, wurde nach der Volksschul­e auch das Gymnasium ab dem Jahr 1991 koedukativ. Auch das eine Entwicklun­g, die die Schule mit zahlreiche­n anderen teilt. So wie die Tatsache, dass mit der Zeit immer weniger Ordensfrau­en im Unterricht aktiv waren: Zwar seien Schwestern auf dem Campus präsent, es unterricht­en am Rennweg aber mittlerwei­le keine mehr, sagt Reinhard Hallwirth, der seit 17 Jahren das Gymnasium Sacre´ Coeur mit seinen rund 700 Schülern leitet. „Aber es geht für uns darum, die Vision der Gründerin weiterzufü­hren – und insofern ist in unserer Schule viel Sacre´ Coeur drin.“

Leistungsb­ewusste Eltern

Da sind einmal die Bildungszi­ele der Sacre-´Coeur-Schulen – Glaube, Intellekt, Verantwort­ung, Gemeinscha­ft und Wachstum. Was das heute konkret bedeutet, habe er in den vergangene­n Jahren genauer zu definieren versucht, sagt Hallwirth. „Rein das Etikett ,Sacre´ Coeur‘ zieht nicht mehr.“Es gelte, Identität zu bilden, weiterzuen­twickeln. Was ist das Besondere an der Schule, was ist ihr Charisma, was ist der Geist, der sie zu etwas macht, bei dem Eltern ihr Kind aufwachsen sehen wollen? „Genau das herauszuar­beiten ist in den vergangene­n 20 Jahren eine Aufgabe für jede katholisch­e Privatschu­le geworden“, sagt der Direktor, der zuvor viele Jahre lang Lehrer an einer öffentlich­en Schule war.

„Die Grundherau­sforderung für uns ist: Wer sind wir, und wozu braucht es uns? Denn es gibt sehr gute öffentlich­e Schulen.“Und mit 205 Euro Schulgeld monatlich gibt es beim Sacre-´Coeur-Gymnasium auch den finanziell­en Aspekt. „Zu uns kommen eher Eltern, die bildungsaf­fin sind“, sagt Hallwirth. Das bedeute nicht zwingend, dass sie selbst Akademiker seien – aber sehr wohl, dass ihnen Bildung wichtig sei. „Wir sprechen leistungsb­ewusste Eltern an, die wollen, dass ihr Kind auf hohem Niveau etwas lernt und gefördert wird.“

Künftig will Hallwirth noch stärker auf die Begabungsf­örderung setzen. „Nicht im Sinne von Elitenbild­ung, sondern im Sinne von: Wie können wir die Begabungen jedes Kindes fördern, egal, was das ist?“Bei den Naturwisse­nschaften – neben den Fremdsprac­hen inklusive bilinguale­r Klassen ist das ein Schwerpunk­t der Schule – sei das bereits ganz gut gelungen.

 ?? [ Sacre´ Coeur ] ?? 150 Jahre Sacre´ Coeur in Wien. Zentral sei heute, das Besondere herauszuar­beiten.
[ Sacre´ Coeur ] 150 Jahre Sacre´ Coeur in Wien. Zentral sei heute, das Besondere herauszuar­beiten.

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