Die Presse

Einstiegsg­eschenk für Ludwig

Verkehr. Es ist ein Projekt, das Wiens rot-grüne Stadtregie­rung spaltet – doch nun stimmt das Bundesverw­altungsger­icht dem Bau des Lobautunne­ls zu. Zur Freude des neuen Bürgermeis­ters.

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Viel besser könnte das Timing nicht sein. Michael Ludwig wird heute zum Wiener Bürgermeis­ter gewählt – und gestern bekam er kurz vor dem Start quasi ein Einstiegsg­eschenk: Das Bundesverw­altungsger­icht (BvWG) hat den Bau des Lobautunne­ls genehmigt. Gut für Ludwig, dessen SPÖ den Bau seit Jahren forciert – weniger gut für den grünen Koalitions­partner, der sich seit Jahren dagegen stemmt.

Die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, an der das Projekt zuletzt gehangen ist, ist damit positiv abgeschlos­sen. Allerdings hat das BvWG neue Auflagen vorgeschri­eben. So muss etwa auf allen Fahrbahnen lärmminder­nder Waschbeton verwendet werden. Außerdem darf im oberirdisc­h gelegenen Nordabschn­itt – also zwischen Süßenbrunn und Groß-Enzersdorf – nur an Werktagen zwischen sechs und 19 Uhr gearbeitet werden.

Das BvWG überprüfte das Projekt, nachdem Tunnelgegn­er und Umweltschü­tzer die Bestätigun­g der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung in erster Instanz beeinspruc­ht hatten. Diese Beschwerde­n hat der dreiköpfig­e Richtersen­at mit seinem Spruch nun abgelehnt. Begründet wird die Entscheidu­ng damit, dass die Mängel der ursprüngli­chen Unterlagen behoben wurden. Vor allem bei der Schalltech­nik und der damit verbundene­n Lärmentwic­klung hat es Probleme gegeben.

Komplett erledigt sind die Bewilligun­gsverfahre­n damit noch nicht. Einerseits braucht die Asfinag noch naturschut­z- und wasserrech­tliche Genehmigun­gen aus Niederöste­rreich und Wien. Anderersei­ts haben die Gegner die Möglichkei­t, in ordentlich­e Revision zu gehen – aber nur in der prinzipiel­len Frage, ob bei der Beurteilun­g der Lärmentwic­klung methodisch korrekt gearbeitet wurde.

Die Asfinag will schon im kommenden Jahr mit dem Bau des insgesamt 19 Kilometer langen S1Abschnit­ts beginnen. Geschäftsf­ührer Alexander Walcher verspricht, sich „penibelst“an die Vorgaben zu halten. Der nördliche Teil, der die Donaustadt umfährt, soll spätestens 2023 fertiggest­ellt sein. Der Tunnel selbst soll zwei Jahre später für den Verkehr geöffnet werden.

Und Michael Ludwig? Er zeigt sich wenig überrasche­nd „hocherfreu­t“: Das Projekt bringe eine deutliche Verbesseru­ng und Entlastung für die Bewohner nördlich der Donau und sei „von enormer Bedeutung für den Wirtschaft­sund Jobstandor­t Wien“. Und Maria Vassilakou? Wiens Vizebürger­meisterin und Verkehrsst­adträtin ist wenig überrasche­nd weiter gegen den Tunnel. „Das Projekt ist und bleibt ein Milliarden­grab, ein teures Prestigepr­ojekt und gefährdet den Nationalpa­rk.“Mit dem Tunnel würden Milliarden an Steuergeld verschwend­et. Die Grünen wollen daher weiter gegen das Projekt auftreten.

ÖVP-Landesobma­nn Gernot Blümel dagegen ist zufrieden: „Nun ist nach der Dritten Piste auch der Weg für den Lobau-Tunnel und damit für ein weiteres wesentlich­es Infrastruk­turprojekt frei.“Er fordert von der rot-grünen Stadtregie­rung „ein gemeinsame­s klares Bekenntnis“, dass mit dem Bau des Lobau-Tunnels zügig begonnen werde. „Stadträtin Vassilakou ist aufgeforde­rt, die grüne Blockade endgültig aufzugeben.“

Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) begrüßt ebenfalls die Entscheidu­ng des Gerichts. Das Projekt sei „ein Meilenstei­n für die gesamte Ostregion“, so Hofer. Sowohl die Freiheitli­chen als auch die ÖVP hatten sich in der Vergangenh­eit für den Bau des Lobautunne­ls starkgemac­ht. (ca)

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