Auf Tauchstation im Nirwana
Von Stachelrochen, Papageifischen und der inneren Ruhe in 24 Metern Tiefe.
E s wurde mal wieder Zeit unterzutauchen. Das darf man gerne im doppelt Sinne des Wortes verstehen. Denn nirgendwo lässt sich die Flucht vom Alltag besser gelingen als unter Wasser.
Nach zwei tauchurlaublosen Jahren habe ich mich als wenig routinierte Gelegenheitstaucherin dennoch lieber der Tauchschule, die mir vor dem Sprung ins Wasser ein Trockentraining verordnete, anvertraut, als dem Tauchlehrer, der mir sofort ein Abenteuer in bis zu 100 Meter Tiefe versprach.
Es war die richtige Entscheidung. Auch der weniger risikoreiche Tauchgang führte mich entlang eines steil abfallenden Korallenriffs in eine Tiefe von 24 Metern. Im klaren türkis-blauen Wasser wich die beklemmende Nervosität, die mich unter Wasser stets begleitet, nach und nach. Das lässt sich ganz einfach an den langsameren Flossenschlägen und dem ruhigeren Atem, der sich am Finimeter, also dem Druckmessgerät, ablesen lässt, erkennen. Beim Schweben über das Riff fiel der Blick auf einen im Sand versteckten Stachelrochen, auf die sich an die Korallen heftenden Trompetenfische und auf die in den buntesten Farben schillernden Papageifische. Es ging vorbei an einem der vielen Schiffwracks, die am Meeresboden vor San Andres, dieser kleinen kolumbianischen Insel in der Karibik, liegen und schlussendlich in eine dunkle Höhle.
So sieht also das „Nirwana“aus. Die Insulaner haben dem Tauchplatz diesen Namen, der Freiheit, innere Ruhe und das höchste Glück verspricht, gegeben. Diesen Ort hätte ich mir gerne noch länger angesehen. Doch nach 60 Minuten leerte sich die Pressluftflasche zusehends. Es wurde Zeit aufzutauchen – mittlerweile darf man das bereits wieder im doppelten Sinne verstehen. Aber es wird bestimmt bald wieder Zeit, auf Tauchstation zu gehen.