Die Presse

Drohen Firmen unberechti­gte Anwürfe?

Unternehme­r befürchten das – nicht ganz ohne Grund.

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„Ich hatte einen Büroaufwan­d von einer Woche, konnte in dieser Zeit nicht arbeiten. Dazu kamen noch Kosten für externe Beratung.“So schildert Gernot Leitner, der im Burgenland ein Weingut führt, die Umstellung seiner Kundendate­i auf den „Datenschut­z neu“.

Auch er hat etliche E-Mails an Newsletter-Empfänger verschickt. Und aus der Not eine Tugend gemacht: Wer auf „Bestätigen“klickt, nimmt an der Verlosung einer Kiste „Pannobile“-Weine teil. Eine nette Geste, die Weinliebha­bern gefallen wird. Gerade für kleine Betriebe sei die Belastung durch die Umstellung jedoch enorm, sagt Leitner: „Großfirmen können einen eigenen Mitarbeite­r dafür abstellen, das können wir nicht.“Und dann ist da noch die Sorge, dass man trotz aller Mühen angeschwär­zt werden könnte – zumal man „als Unternehme­r in der Beweispfli­cht ist“. Sogar Gerüchte über bevorstehe­nde „Abmahnwell­en“machen bereits die Runde. Panikmache? Vielleicht, vielleicht auch nicht. In der Vergangenh­eit gab es das schon, etwa wegen angebliche­r Urheberrec­htsverstöß­e.

Andere Unternehme­r fürchten sich mehr vor Anzeigen durch die Konkurrenz. Ganz von der Hand zu weisen ist auch das nicht. Wenn die Behörde eine Überprüfun­g vornimmt – bei der sie im Übrigen sogar ohne begründete­n Verdacht Einschau im Betrieb halten kann –, werde wohl oft eine Anzeige zugrunde liegen, sagt Rechtsanwa­lt Klaus Ainedter. Wer eine solche erstattet, muss – anders als bei einer Klage vor Gericht – weder selbst von einem Verstoß betroffen sein, noch trägt er ein Prozesskos­tenrisiko. Es gebe aber auch Möglichkei­ten, sich gegen offensicht­lich ungerechtf­ertigte Anwürfe zu wehren, sagt Ainedter. Und zwar auf zivilund strafrecht­licher Ebene – bis hin zu einer Gegenanzei­ge wegen Verleumdun­g. Dieses Delikt setzt allerdings Wissentlic­hkeit voraus, und das wird sich selten nachweisen lassen.

Ganz generell betont Ainedter jedoch das Positive an den neuen Regeln: „Es soll transparen­ter gemacht werden, wenn Daten für etwas anderes verwendet werden, als der Betroffene erwartet. Das ist es, worum es letztlich geht.“Unkontroll­iertes Profiling gelte es in den Griff zu bekommen – und Verbrauche­rn eine Handhabe gegen Internetko­nzerne zu geben. All das sei grundsätzl­ich gut so. (cka)

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